Marvel Must-Have: Spider-Man Noir – eine Origin im Sepia-Look

16. Dezember 2023
2 Minuten Lesezeit

Die bei Panini erscheinende „Marvel Must-Have“ Serie fasst denkwürdige und wichtige Geschichten der Marvel-Historie zusammen. In dieser Ausgabe, dem „Marvel Must-Have: Spider-Man Noir“ begeben wir uns in die Untiefen des Spider-Verse. Wie auch andere Exemplare dieser „Must-Have“ Editionen kommt diese Hardcoverausgabe mit zahlreichen zusätzlichen Informationen und einer Kontextutalisierung der Künstler und des Entstehungszeitraums daher. Geschrieben haben der Spawn-Autor David Hine und Fabrice Sapolsky. Jene zwei Autoren waren wohl auch der Grund für den Ausbau des Marvel-Kosmos ins Genre Noir. Der Künstler Carmine Di Giandomenico, der mit seiner Arbeit an „Magneto: Testament“ zu großer Bekanntheit im Superhelden-Kosmos gelang, zeichnete diesen Auftakt für Peter „Noir“ Parker.

Eine weitere Origin

Copyright: Panini

Wir befinden uns im New-York der frühen 1930er. Die Stadt versinkt in Korruption und wird vom Unterweltboss Norman Osborn im Würgegriff gehalten. Der junge Peter Parker ist gerade im Begriff Journalist zu werden. Sein Protegé Ben Urich, ein gestandener Reporter des Daily Bugle, hängt jedoch selber schon zu tief in den Machenschaften. So wird schnell der Konflikt aufgemacht, der diesen Comic bestimmen soll; Moral und Macht. Es wird innerhalb weniger Seiten klar, dass Ben Urich seine Integrität längst an das organisierte Verbrechen verlor.

Als der Idealist Peter Parker seinem Bauchgefühl folgt, um Osborn und seine korrupten Machenschaften offenzulegen, wird er eine unveränderliche Metamorphose durchmachen. In einem abgelegenen Lagerhaus wird eine mystische Skulptur mit tödlichen Kräften nach New-York geschmuggelt. Die Kraft dieses Totems eines Spinnengottes nimmt einigen Schergen das Leben, doch schenkt dem Besitzer des reinen Herzens unermessliche Kräfte. Peter Parker wird zu Spider-Man. Die Idee eines Totems und einer Göttlichkeit nutzten auch andere Autoren, um so beispielsweise „Kravens letzte Jagd“ oder den aktuell existierenden „Orden“ der Spinnen-Menschen sinnvoll zu sammeln.

Mit seinen erlangten Kräften kommt die für die Geschichte Spider-Mans gewöhnliche Frage nach „Großer Kraft und großer Verantwortung“ daher, die sogleich auf die Probe gestellt wird. Ein erfolgreiches Attentat auf den das Komplott aufdecken wollenden Ben Urich durch niemand geringeres als J. Jonah Jameson bildet nun das Gerüst dieses Comics. Parker geht mit Revolver bewaffnet den Machenschaften des organisierten Verbrechens auf die Spur. Dabei wird er, wie auch die Lesenden, von einigen unerwarteten Wendungen in der Geschichte erfasst.

Stilsicher abgeliefert

Copyright: Panini

Das Setting bedingt eine gewisse künstlerische Ausarbeitung, um nicht gänzlich ironisch zu wirken. Carmine Di Giandomenico gelingt dieser Spagat zwischen atmosphärischer Noir-Story und Superheld. Seine Designs, die sich durch eine eher kantige Optik auszeichnen, in Verbindung mit den Perspektiven jedes der mindestens zwei darin verarbeiteten Genres treffen auf den Punkt. Eine raues, dunkles und zwielichtiges Setting, wie die von der großen Depression schwer getroffene Stadt New-York, wird effektvoll durch die Auswahl der Farben unterstützt. Die sich durchziehende Tonalität nah an braunen und orangen Farben verstärken den Retro-Sepia-Look ungemein.

Jedoch muss man feststellen, dass diese Ausgabe ebenso konventionell in ihrer Thematik der organisierten Bandenkriminalität, wie auch dem Layout erscheint. Nur wenige Ausnahmen von der rigide angeordneten Panelstruktur lüften diesen staubigen Eindruck. Jene wirken dafür umso eindrücklicher auf das Geschehen und sind zudem auch gut inszeniert. Allerdings bleibt dieser Comic in seiner Erzählung und der Machart ein eher verhaltener und konservativer Vertreter einer andersartigen Spider-Verse-Geschichte.

Stilecht und ohne viel Farbe
„Marvel Must-Have: Spider-Man - Noir“ ist und bleibt ein Meilenstein in der Welt der Spider-Men. Die solide Geschichte von Hines und Sapolsky funktioniert, wenn auch keine großen Sprünge gemacht wurden. Mit Giandomenicos künstlerischer Ausgestaltung und Stil freundet man sich an oder lässt es. In jedem Fall verschmilzt Form und Inhalt zu einer kohärenten Geschichte und macht diesen Comic daher zu einem denkwürdigen ersten Auftritt des alternativen Spider-Man der 30er Jahre. Diese Ausgabe zeichnet sich durch einige Innovationen in der Spider-Lore aus und bildet den Anfang einer bis heute anhaltenden Faszination für den Old-School-Spidey.
Pro
Interessante Alternativ-Welt
atmosphärische Zeichnungen
Kontra
kein überwältigender Plot
bis auf eine Wendung kaum Spannungsaufbau
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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