Miles Morales: Spider-Man 6

4. Mai 2022
3 Minuten Lesezeit

Er ist wieder zuruck!

Nach längerem Warten ist Miles Morales wieder zurück und schwingt in jugendlicher Leichtigkeit durch New York.

Der Stammautor Saladin Ahmed wird in dieser Ausgabe von einem breiten Team an Autoren unterstützt. Denn dieses Paperback feiert das 10-jährige Jubiläum Miles Morales in einer zusätzlichen 30. Ausgabe. Darin finden sich Phil Lord, Jeff Loveness, Christopher Miller, Kemp Powers und Cody Ziglar, die zeichnerisch umgesetzt werden von Anthony Piper und Sara Pichelli.
Ahmed arbeitet seit dieser Ausgabe zudem mit einem neuen Stammzeichner, Christopher Allen, zusammen. Die aus Hellions und der vorigen Ausgabe von „Miles Morales: Spider-Man“ bekannte Carmen Carnero gab auch in diesem bei Panini Comics erschienenen Paperback als Zeichnerin ein Gastspiel zum Guten.

Ganz normale Teenagerprobleme

Als wäre das Leben des Miles Morales nicht schon schwer genug gewesen. Er überlebte bereits härteste Folter, den Verlust seines Onkels und traf auf von Hass getriebene Klone, die seine Familie töten wollten. Nachdem der Tagebuch schreibende Spider-Man nur knapp seinen Kampf gegen die eigene DNA gewann, zog er sich ein wenig zurück. Doch dauerte es nicht lang, bis ihn das Pflichtbewusstsein auf die Straßen treibt. Jedoch ist sein altes Kostüm gänzlich zerstört. Glücklicherweise rettete Miles Morales in einer vorigen Ausgabe das Leben eines talentierten Designers, der wegen seiner queeren Lebensweise körperlich angegangen wurde. Dieser hat ihm nun einen neuen Anzug entworfen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.

Natürlich ist dies nicht genug der Ereignisse. Sein bester Freund und Mann im Stuhl Ganke (das Vorbild für Ned aus der aktuellen Spider-Man Filmreihe) begann eine Beziehung mit seiner besten Freundin. Ein Stück Teenage-Lovestory für sich, das nach einigen Komplikationen allerdings kein Problem für Miles darstellte. Er hingegen entwickelte Stück für Stück ein großes Interesse an der Enkelin des Vultures. Gerade sind sie dabei, ihr Date mit beginnender Körperlichkeit zu versüßen, werden sie vom Auftragsmörder Taskmaster angegriffen. Anfangs unklar, wer das Ziel ist, stellt sich schnell heraus, dass das geflügelte Love-Interest Starling entführt werden soll. Mithilfe von Iron Heart, der neuen Iron Woman, gelingt das Tracking und der Kampf beginnt.

Doch wer profitiert von einer Entführung, wieso will man Spider-Man und Starling ins Licht ziehen? Es scheint ein großer konzerngeführter Plan hinter all dem zu stecken. Miles Morales gelangt also vom Regen in die Traufe und muss sich wohl bald einem ganzen Unternehmen und seiner Schar aus Anwälten entgegenstellen. Wohin die Reise führt, bleibt also überaus interessant.

Der Stil

Die bisherige stilistische Bandbreite dieser Reihe war schon recht groß. Mal poppig, jugendlich frisch und dann wiederum düster, kantig und sehr erwachsen. Mit Christopher Allens Zeichnungen erfährt „Miles Morales: Spider-Man“ einen gewaltigen Sprung in eine erwachsene Richtung. Die Figuren sehen nicht mehr so jung und unbedarft aus, wie sie es noch vor einigen Kapiteln taten. Ein Grund dafür mag die Stilistik Allens sein, die sehr an Comics der späten 90er und Anfang 2000er erinnert. Die Panels sind zwar reicher an Details als in so manchem vorigen Kapitel, jedoch gleichzeitig auch in gewisser Weise „dreckiger“ und härter. Lobend muss jedoch hervorgehoben werden, dass Allen tolle Perspektiven für Splashpages und halbseitige große Panels zeigt. Vor allem das Liebespaar gegen den Killer Taskmaster wirkt in diesem Stil ziemlich gewaltig.

Durch Andersartigkeit auffallend sind dann natürlich der Stil Carmen Carneros sowie die ganz am Ende dieses Paperbacks zu findende Sonderausgabe anlässlich des Jubiläums. Carneros leichter und jugendlicher Strich führt eine gewisse naive und unbeschwerte Atmosphäre in die Bilder. Schräge Panels überlappen eine Splashpage, eine ganze Seite, die eine gesamte Szene gekonnt zusammenfasst und dabei spielerisch den Lesefluss lenkt, sind nur einige Qualitäten von Carneros Stil.

Letztlich zeigt das Künstlerteam rund um die eingangs erwähnten Autor:innen und Zeichner:innen, was noch möglich sein kann. Sie illustrieren und schreiben Miles Morales eigensinnige Geschichten in kontrastierend spritzigen Bildern auf den Leib. Die Figur wird für ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert, zeitlich aktuell und mit nach vorn gerichtetem Blick. Die Art und Weise zu illustrieren, also das Medium Comic als mehr zu verstehen als eine Abbildungsfläche von bunten Panels, gibt dem Ganzen einen interessanten und sehr spannenden Aspekt: der Einfluss der Medien. Auch die zweite Geschichte des Jubiläums kann durch seine ganz eigene Schlichtheit – nahezu Glätte – mit einer gewissen Andersartigkeit punkten.

Fazit
Diese sechste Ausgabe von „Miles Morales: Spider-Man“ wird ihrem Titel mehr als gerecht. In sachlicher Kürze werden die Alltagssorgen des Teenage-Spider-Man gezeigt. Das Verlieben, modische Neuerungen und das Feiern des Jubiläums bleiben aber als einzige Themen danach zurück. Es ist eine recht kurze, leichte Lektüre, die einen Bogen spannt zu einem nächsten größeren Übel, das sich anbahnt. Das neue Kostüm und der aktuelle Zeichenstil bleiben zudem noch gewöhnungsbedürftig. Es scheint, als würden selbst die Teenage-Superhelden alle so schnell erwachsen.
Pro
Abwechslungsreiches Storytelling und fesselnde Handlung mit dynamischer Grafik.
Kontra
Unzusammenhängende Tonverschiebungen und potenzielle Klischees in der Handlung.
8.4

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Comments

  1. […] Ein Lichtblick für alle Fans des grünen Riesen, die aber mit dieser Stilistik nichts anfangen können: Schon bald erscheint eine neue Hulk-Reihe, die vom Mastermind hinter der jubilierten „Venom“-Reihe steht: Donny Cates. Die Zeichnungen für diesen Neustart übernimmt zudem niemand Geringeres als Ryan Ottley, welcher berühmt und beliebt ist für seine Arbeit am gefeierten „Invincible“ und einigen Ausgabe des noch laufenden „Spider-Man“-Neustarts. […]

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