Moon Knight – Wächter der Nacht 2

6. August 2022
3 Minuten Lesezeit

Die Nächte werden kürzer, denn der Frühling steht wieder vor der Tür. Doch nicht so für die Faust des Gottes Konshu, denn es kündigen sich verhängnisvolle Ereignisse für Moon Knight an.

Der Autor Jed MacKay und der Zeichner Alessandro Cappuccio haben einen Moon Knight geschaffen, den man so auch noch nicht gesehen hat. Eine Geschichte über einen „Priester“ eines Gottes, der sich von seinem eigenen Gott „entfernt“ hat.
In „Moon Knight: Wächter der Nacht 2 – Die Fäuste des Khonshu“ erleben wir außerdem zum ersten Mal ein Team-Up zweier Moon Knights.

Dieses Paperback erscheint beim Panini Verlag, das neben der Haupthandlung auch ein Tie-In aus dem Event „Devil’s Reign“ beinhaltet.

Von null anfangen

Marc Spector alias Moon Knight hat sich in New York als Priester des Khonshu etabliert. Im vorigen Band erfuhren wir, dass ein Schurke mit dem symbolträchtigen Namen Zodiac sein Unwesen treibt und es auf Moon Knights Mitternachtsmission abgesehen hat. Nebst dem Problem mit der eigenen Gottheit muss Marc Spector nun auch miterleben, wie seine Bastion des Schutzes von besagtem Schurken zerstört wird. Er ist nun ein Priester ohne den Segen seines Gottes und ohne „Kirche“. Dies nicht auf sich ruhen lassend, begibt er sich in detektivischer Arbeit auf die Suche nach Spuren seines Feindes. Stets dabei sind seine treuen Begleiter und Mitstreiter, ein ehemaliger Hydra-Agent, eine Vampirin und seine ihn seelisch unterstützende Therapeutin. In der Moon Knight typischen gnadenlosen, dennoch nicht herzlosen Art und Weise schüttelt er einige kriminelle Figuren – in der Hoffnung, Informationen zu Zodiac zu erhalten. Vergebens.

Regelmäßig werden Sitzungen mit seiner Psychologin eingestreut. Diese verkörpern gleichzeitig die doch recht reflektierte Perspektive des Titelhelden, wie auch die Unsicherheiten und gebrochene Psyche. Außerdem erhält der Wächter der Nacht einen Hinweis zu einem Gebäude, das Menschen zu verschlingen scheint. Nach einem ersten Scheitern begibt sich Moon Knight mithilfe magischer Freunde des Sanctum Sanctorums in das Haus und wird es „zähmen“. Es scheint der ideale Ort für seinen Neustart einer Mitternachtsmission. Ein Haus, das Ausgestoßene verspeist, geführt von einem Ausgestoßenen seiner eigenen Gottheit.

Die Kontinuität dieses Paperbacks wird für ein Heft gebrochen, denn Moon Knight wurde im Laufe des Daredevil Events „Devil’s Reign“ inhaftiert. Wir erhalten das Tie-In, den Erlebnisbericht seiner Zeit im Gefängnis, ohne jedoch viel Kontext zu erfahren. Hat man das Event nicht gelesen, fragt man sich vielleicht: Warum das Ganze?
Doch geschieht eines während seiner Haft: Die zweite Faust übernimmt die Position des Wächters der Nacht für diese Zeit. Zum ersten Mal etablieren sich zwei Mondritter, die mit ähnlichen Fähigkeiten für Frieden auf den Straßen sorgen.

Kaum ist dann Marc Spector aus dem Gefängnis entkommen, stehen schon furchtbare Ereignisse bevor. Dem Schurken Zodiac ist es gelungen, die Mondritter in eine nahezu unlösbare Situation zu zwingen. Er nutzt die Schwäche Marc Spectors aus: seine Freunde, sein Verantwortungsbewusstsein und Schutz für die Nachbarschaft. Eine Geiselsituation entsteht, die droht zu eskalieren, wären da nicht die Fähigkeiten des Gottes Khonshu, die vielleicht das Zünglein an der Waage sein könnten. Und was ist eigentlich mit all den anderen Persönlichkeiten in Marc Spector alias Moon Knight? Ein toller Cliffhanger macht viel Lust auf den nächsten Band.

Kontinuität und Balance

Wie bereits im ersten Paperback zeichnet auch in diesem ausschließlich Alessandro Cappuccio. Glücklicherweise findet man in letzter Zeit immer häufiger Comic-Reihen, die von kleinen Teams in enger Zusammenarbeit gestaltet werden. Umso schöner ist es, wann dann auch noch Text und Bild so gut wie in dieser Reihe kooperieren.

Die Panels Cappuccios sind vielschichtig in Details, Farbe und Design der Figuren. Immer wieder lassen sich Referenzen zu vorherigen Entwürfen des Moon Knight entdecken, die ihrerseits revolutionär waren für die Figur. Ein scheinbar endloser und strahlend weißer Umhang, harte und kantige Konturen und das Spiel mit Licht und Schatten sind nur einige Merkmale, die sich in dieser Ausgabe finden lassen.

In einem Interview mit Marvel erklärte Cappuccio, dass er, bevor er in die Reinzeichnung ginge, erst die Balance zwischen Tusche und Weiß austariere. Diesen Ansatz kann man in den Bildern gut erkennen. Er kreiert gerade damit wegen der vielen Szenen bei Nacht eine starke Wirkung. Noch ist der Moon Knight sehr Street-Level, was keine großen Gefährte oder technischen Gadgets miteinschließt. Dass Cappuccio diese toll umsetzen würde, lässt sich allerdings schon daraus ableiten, wie dieser die Hintergründe und minutiösen Details in Kostümen oder Gegenständen umgesetzt hat.

Der Humor dieser Reihe, den Jed MacKay sehr gut herein schreibt, wird auch durch die Mimik und Gestik von Cappuccios Figuren mitgetragen. Selbst unter einer weißen Maske versteckt, scheint der Titelheld so manches Mal unfreiwillig komisch. Dies lockert den doch eher düsteren Comic, der sich auch vor expliziter Gewalt nicht scheut, ein wenig auf.

Fazit
„Moon Knight: Wächter der Nacht 2 – Die Fäuste des Khonshu“ ist witzig, schlagkräftig und unterhaltsam. Das Duo MacKay und Cappuccio haben eine sehenswerte und der Figur Moon Knight sehr zuträgliche Welt erschaffen. Zusammen garantieren sie visuelles und erzählerisches Talent, das sich optimal ergänzt und einfach nur Spaß macht. Wer Moon Knight mag, wird diese Reihe lieben.
Pro
Einzigartige Charaktererkundung, fesselnde Teamdynamik, konsistente und optisch ansprechende Grafik, ausgewogenes Storytelling mit Humor-Integration und ein fesselnder Cliffhanger.
Kontra
Unzusammenhängende Kontinuität mit angrenzenden Ereignissen, potenzielle Verwirrung für Leser, die mit den erwähnten Ereignissen nicht vertraut sind, und explizite Gewalt.
9.8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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