Nightwing 2 – Herrschaft der Angst

10. August 2022
2 Minuten Lesezeit

Im Kosmos der Detective Comics schlägt grad ein Event große Wellen. Der „Fear State“ hat seine Auswirkungen auf so manche Reihe genommen. So auch auf die des Richard John „Dick“ Grayson alias Nightwing.

In diesem bei Panini Comics erschienenen Paperback wird sich ebendiesem Event gewidmet. Federführender Autor ist kein Geringerer als Tom Taylor, der mit Robbi Rodriguez einen Großteil dieser Ausgabe ausgestaltet hat. Ebenso zeichnen Cian Tormey, Daniel HDR und Christian Duce in den von Gastautorin Tini Howard („X-Men“) geschriebenen Heften.

Thematisch ist dieses Heft zweigeteilt und kann für Enthusiasten des DC-Kosmos sicherlich ein Zugewinn sein. Ist es das jedoch auch nur für Nightwing-Leser:innen?

Ein Staat durch Angst

Das einst von Barbara Gordon entwickelte System für eine Totalüberwachung Gothams ist in die falschen Hände geraten. Eine bis zum Ende dieses Bandes ungeklärte Entität mit dem Namen „Seherin“ hat sich des Oracle bemächtigt, um die Stadt zu terrorisieren. In Verbindung mit dem Angst-Gas des Superschurken Scarecrow versetzt sie die Menschen Gothams in Angst und Schrecken. Der aus Blüdhaven eingetroffene Nightwing sieht sich der Situation nicht gewappnet, obwohl er eine sehr hohe Resistenz gegenüber des Gases entwickelt hat. Er und seine langjährige Mitstreiterin Barbara Gordon alias Batgirl ziehen los, um die Schergen des Scarecrow zu bekämpfen und geraten dabei selber in Gefahr.

Nach einer durch das Gas induzierten Angstfantasie ist es endlich so weit. Der Moment, auf den nicht nur Leser:innen, sondern auch die Figuren dieses Kosmos schon lange gewartet haben. Die sich im geheimen liebenden Nightwing und Batgirl küssen sich. Mit einem „Na endlich!“ von Tim Drake alias Robin kommentiert, wird dieser Moment humorvoll, zugleich ein wenig romantisch. Das Team aus Bat-Menschen wird größer, sodass am Ende die drei Batgirls Barbara Gordon, Cassandra Cain und Stephanie Brown und der aktuelle Robin Tim Drake in den Kampf ziehen gegen das allsehende Oracle und die Seherin.

Die zweite Hälfte dieses Paperbacks beginnt mit einem Mord durch den ehemaligen Robin, heute als Red Hood bekannten Jason Todd. Nach einer Konfrontation durch Nightwing stellt sich heraus, dass dieser nicht für die Morde verantwortlich sein kann. Dies gibt den zwei ehemaligen Robins allerdings die Möglichkeit, über ihre gemeinsame Vergangenheit im Hause Wayne zu reden. Sie reden von ihrem brüderlichen Miteinander, wie sie sich gegenseitig unterstützten und sich in Krisen beistanden. Diese Episode liest sich sehr einfühlsam und gibt beiden Figuren eine ganz neue Dimension. Es stellt sich heraus, dass die eingangs erwähnten Morde vom Formwandler Clayface begangen wurden, den das Team „ehemaliger Robin“ nun jagt und zur Strecke bringen will.

Im letzten Kapitel der Gastautorin Tini Howard wird eine Hymne auf das Weihnachtsfest gehalten. Die etwas außergewöhnlichen Arbeitsverhältnisse des Nightwing erzeugen eben auch außergewöhnliche Ereignisse. So wird dieser mittels Angst-Gas in einen Fiebertraum seiner Vergangenheit geschickt. Seinem Wunsch nach möchte er doch nur mit seiner Familie (Team Bat-Menschen) ein schönes Fest verbringen, das bisher von so vielen Tragödien in seinem Inneren überschattet wurde. Eine kleine und fein erzählte Geschichte über die Macht der eigenen Geister, die einen verfolgen.

Der Stil

Was bisher von Bruno Redondo gezeichnet wurde, übernimmt nun der fest im Sattel sitzende Robbi Rodriguez. Sein Karriereweg führte über einige X-Men-Reihen, über Spider-Man und Spider Gwen bis hin zum düsteren DC-Kosmos. Dabei lässt sich feststellen, dass die Designs sich immer sehr schön in die jeweilige Tonalität der zu erzählenden Geschichte einfügen. In diesem Fall sehen wir scharfkantige Profile der Akteure, geometrische Designs der Umgebung und in jedem Fall tolle Perspektiven in den Kämpfen. Das gelegentlich auftretende Zoom-In auf Details der Ausrüstung von Nightwing kommt auch vor, jedoch nicht so häufig und ikonisch wie im vorigen Paperback. Es gelingt Rodriguez, packende Bilder in stilistischer Anlehnung an Redondo zu zeichnen, die dann fabelhaft von Adriano Lucas koloriert wurden.

In den von Cian Tormey und Daniel HDR gezeichneten Kapiteln bekommen wir die Helden Nightwing und Red Hood in etwas weicherer Form zu Gesicht. Die Outlines sind kräftig, die Gesichtszüge sind weicher und die Settings sind etwas reduzierter in ihrer Ausgestaltung. Dies nimmt dem Handlungsbogen eine gewisse visuelle Schärfe, was der Thematik nur zugutekommt.

Fazit
„Nightwing 2 – Herrschaft der Angst“ macht Spaß und bietet einige Überraschungen. Es ist und bleibt aber auch ein Event-Paperback, dem abgesehen von einer weiteren Perspektive auf Fear State nicht viel mehr abzuverlangen ist. Die erzählte Geschichte bietet ein paar anregende Fakten zum Event, kann einige Figuren tiefergehend beleuchten und ihnen vieles an Emotionalität und Menschlichkeit verleihen. Allerdings bleibt Nightwing häufig nur Vehikel, um die Geschichte der Figuren um ihn herum zu erzählen. Wegen der feinfühligen Kapitel und des „Barbara Gordon Moments“ lesenswert, aber auch nicht zwingend nötig, um der Geschichte des Nightwing zu folgen.
Pro
Spannende Anknüpfung an das „Fear State“-Event, fesselnde Charakterdynamik, visuell ansprechendes Artwork von Robbi Rodriguez.
Kontra
Die Hauptgeschichte gerät gelegentlich ins Abseits von Nightwing, die ereignisorientierte Erzählung könnte für Einzelleser weniger attraktiv sein.
9.6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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