Spider-Man 11 – Überreste

8. August 2022
2 Minuten Lesezeit

Der 2018 in den USA gestartete Lauf von Nick Spencer hat mit diesem Paperback bereits die 55. Ausgabe erreicht. Es werden noch 19 weitere folgen, da ein Autorenwechsel nach dem Heft #74 vonstatten gehen wird. Bis dahin jedoch schreibt Spencer, nun zeichnerisch von Mark Bagley und Patrick Gleason unterstützt, eine Spider-Man Geschichte, wie sie schon lange nicht mehr zu finden war.

Diese Reihe ist voller Figuren, Handlungsstränge, Ausblicke und Ausschweifungen. Dies kann positiv sein, da komplex und abwechslungsreich, es kann jedoch auch zu Ermüdungen führen. Was in diesem bei Panini Comics erschienenen Paperback „Spider-Man 11 – Überreste“ der Fall sein wird, erörtern wir nun.

Alte Feinde, neue Freunde

Peter Parker musste nun über zehn Ausgaben hinweg Manipulation und Beeinflussung ertragen. Selbst in den Träumen verfolgt ihn der Drahtzieher Kindred, dessen Ziel es ist, Parker leiden zu lassen. So verwundert es nicht, dass die im vorigen Band eröffneten Entscheidungen des Titelhelden nicht unbedingt in typischer Spider-Man Manier getroffen wurden. Er ließ, nachdem ihm alle verschiedensten Spider-Wesen versuchten davon abzuraten, seinen Erzfeind Dr. Norman Osborn im letzten Moment zurück und lieferte ihn somit den Kräften des Sin-Eaters aus. Osborn selbst wähnt sich auf der Seite der gerechten Handlungen und sieht sich in der Konfrontation mit Sin-Eater auf derselben Seite. Doch weit gefehlt, da dieser ihm kurzerhand die Kräfte raubt und Osborn für die Verfehlungen abstraft. Stanley „Sin-Eater“ Carter fühlt seine gerechte, von Sünde und moralischer Verkommenheit befreiende Bestrafung als erfüllt. Er wendet sich als treuer Diener seinem Herren Kindred zu. Dieser handelt jedoch alles andere als erwartet.

Da die Spider-Menschen alle in einem Raumschiff verschollen sind, das von Kindred gesteuert wird, muss sich Peter Parker einmal mehr in die helfenden Hände des Dr. Strange begeben. Dieser versucht seinem Avenger-Kollegen zu helfen, doch eine Anomalie hindert ihn daran, seinen Zauber zu wirken. Ob es der mit dem Teufel geschlossene Pakt oder der von ihm selbst gewirkte Zauber ist, bleibt jedoch offen.

Es ist nun endlich so weit! Die Identität des Kindred wird gelüftet. Dieser bereitet die Ankunft Peter Parkers bereits akribisch und wie gewohnt in einer sadistischen Art und Weise vor. Als die Konfrontation nun zum ersten Mal vorgenommen wird, ist es allerdings alles andere als ein energiegeladener Höhepunkt. Es kommt ein wenig antiklimaktisch daher und wirkt leider recht fad. Das Motiv der psychischen Folter des Titelhelden bleibt bestehen und so sieht sich Spider-Man gezwungen, in seine dunkelsten Momente vorzudringen. Ein fulminantes Ende beschert dann wiederum reichlich Schwung und lässt offen, wohin sich diese Reihe nun bewegen wird.

Zwischen Retro und Vintage

Die Zeichner Patrick Gleason und Mark Bagley haben eine ansehnliche Fusion geschaffen.

Gleason startet mit seinem markanten Stil, der sehr schöne Perspektiven beherrscht und eine attraktive Mischform aus klassischem Spidey-Stil, einer modernen Art und Weise zu schraffieren und zu schattieren sowie einigen wunderbaren Kniffen und Designs einiger Figuren präsentiert. Dass Gleason mit Dunkelheit und Spannung im Bild arbeiten kann, zeigt sich nicht nur an seinen Arbeiten an Batman. Er ist ebenso einer der Stammzeichner des Spinnenmanns und hat nun dank des zumeist düsteren Sujets dieser Reihe viele Schattenseiten des Heldseins zeichnerisch beleuchten können.

Mark Bagleys Stil ist so ikonisch wie auch „altmodisch“ zugleich. Die Figurendesigns sprühen vor Charme, was der Handlung ein wenig seine Schärfe nimmt. Nichtsdestotrotz sind die Entwürfe und Panels zeitlos und einfach gut. Als Veteran der Ultimate Spider-Man-Ära, also der Zeit zwischen 2000 und 2011, war dieser mit seinen Bildern prägend für viele der heutigen Leser:innen. Bagley war vom Start des Ultimativen bis zur Ausgabe 111 beteiligt. Es gibt wohl kaum einen, der Parker und Spider-Man besser verstanden hat, als dieser Künstler. So souverän, wenn auch ein wenig selbstreferenziell sind so manche Panels.

Fazit
Mit gemischten Gefühlen begibt sich „Spider-Man 11 – Überreste“ auf den Weg Richtung Zielgerade. Diese Ausgabe vermengt spannende Cliffhanger, manche leider fade Konfliktlösung, überraschende Enthüllungen und einige wundervolle Spidey-Zeichnungen. Das Gespann Nick Spencer, Patrick Gleason und Mark Bagley haben den bisher größten Höhepunkt dieser Reihe gesetzt. Eine Ausgabe, wie man sie sich schon lange ersehnt hat, ist endlich da. Wo es hingeht und was nun die Konsequenzen daraus sein werden, bleibt abzuwarten.
Pro
Enthüllung der Identität von Kindred, faszinierende Verschmelzung von Patrick Gleasons modernem Stil und Mark Bagleys ikonischem Retro-Touch, fesselndes Spidey-Artwork.
Kontra
Enttäuschende Konfrontation mit Kindred, gelegentliche Inkonsistenz bei der Konfliktlösung, die Komplexität der Handlung kann zur Ermüdung des Lesers führen.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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