Usagi Yojimbo 5 – Blutige Schwingen

18. Februar 2022
2 Minuten Lesezeit

So manches Werk reift und wirkt über Jahrzehnte hinweg. Diese von Stan Sakai geschaffene, nunmehr zwanzigteilige Serie ist mittlerweile über dreißig Jahre alt. Mit der vor kurzem gestarteten Netflix-Adaption im CGI-Look hat der tierische Held ein weiteres Mal mediale Aufmerksamkeit erhalten. Zu Recht gehört „Usagi Yojimbo“ zu den Größen der Comic-Welt, die glücklicherweise vollständig vom Dantes Verlag verlegt werden. Dieser fünfte Teil wird mit einem Vorwort von Stan „the Man“ Lee treffend beschrieben. Wie gewohnt erscheint diese Reihe als Softcover Paperback.

Kurz und bundig

In diesem fünften Teil von „Usagi Yojimbo“ begibt sich der langohrige Titelheld in vielerlei unterschiedliche Abenteuer.

Zu Beginn ist er im Auftrag einer Witwe unterwegs, die ihre Familienehre durch die Wiederbeschaffung der Familienschwerter retten möchte. Es wird jedoch komplizierter als erwartet und so verstrickt sich Usagi in einen familiären Konflikt, der zu aller Schande auch noch das negativste Ende nehmen soll. In dieser Episode lernt man einiges zum Konzept der Ehre und seiner Auslegung im Stand der Samurai.

Im Weiteren wird ein großes Fest aus mehreren Perspektiven erzählt. Beginnend mit dem Drachenbauer und seinen minutiösen Vorbereitungen für den größten Drachen, den er jemals gebaut haben wird. Weitergeführt wird diese Episode aus der Perspektive eines Spielers, der durch Betrug in Ungnade fällt und eine stadtweite Hatz zu verantworten hat. Usagi gerät rein zufällig in dieses Fest und all seinen verschiedenen Konflikten. Es ist äußerst interessant, etwas aus der Lebenswelt von anderen Bürgern zu erfahren, von jemanden, der nicht Samurai ist.

Der dritte größere Handlungsbogen begibt sich wieder ein wenig tiefer in das machtpolitische Milieu. Die rechte Hand des Fürsten Hikiji (schon häufig als moralischer „Antagonist“ in den Abenteuern Usagis aufgetreten) Herr Hebi plante hinter dem Rücken aller Entscheidungsträger einen Überfall auf eine große Goldlieferung. Die dafür engagierten Fledermaus-Ninja, der Clan der Komori, halten derweil ein ganzes Dorf dafür gefangen. Ihre Hinrichtung steht kurz bevor, da sie bereits zu viele Informationen über die teilhabenden Parteien besitzen. Wäre da nicht Usagi Yojimbo, der als wandernder Ronin in dieses Geschehen eingreift und sich mithilfe der Dorfbewohner wehrhaft zeigt. In dieser Episode taucht man in Intrigen und Machtspiele mittlerer Beamter und Samurai ein.

Im letzten Teil dieser fünften Ausgabe lässt es sich Stan Sakai nicht nehmen, eine sehr direkte Anspielung auf „Lone Wolf and Cub zu machen. Nur ist es in diesem Fall „der einsame Bock und sein Junges“. Dieser Samurai verriet seinen Herren und ist seitdem ein gesuchter Mörder, der gelegentlich von hintertriebenen Fürsten für Auftragsmorde gekauft wird. Besagter Fürst will Usagi und Yagi gegeneinander ausspielen, sich zweier Probleme auf einen Streich entledigen. Doch wer wäre Usagi, wenn er nicht auch diesen Angriff parieren könnte.

Schlicht  und doch komplex

Wie in den vorigen Kurzgeschichten und teilweise sehr komplexen Abenteuern des Usagi Yojimbo zeichnet sich die Bildsprache durch seinen schlichten Stil aus. Mit der nötigen Menge an Ausschmückungen und Details gelingt es Stan Sakai, die Atmosphäre eines jeden Samurai-Films einzufangen. Die Entwürfe der Figuren charakterisieren in wenigen Bildern durch Körperhaltung und Gestik mühelos. Zudem gelingt es dem alleinigen Schaffer dieses Werks sehr kunstvoll, das Lesetempo, die Perspektiven und die Panelstrukturen so präzise wie seine Charakterisierungen zu gestalten. Man muss sich einmal vergegenwärtigen, wie groß und umfangreich eine Graphic Novel oder ein Comic eigentlich ist. Von der Bleistiftzeichnung über das Tuschen zum Lettern (beinhaltet auch die Sprechblasenplatzierung) und natürlich überhaupt das Schreiben – all das sind die grundlegenden Schritte, die Stan Sakai alle in Personalunion verkörpert.

Der Stil ist daher den vorigen Ausgaben gleich. Im Look einer Karikatur, eines Cartoons und manchmal eines Western in Posen und Dramatik zeigt er seine Figuren. Keinesfalls sind diese vermenschlichten Tiere reine Mittel zum Zweck. Jede Figur – sei sie noch so „unbedeutend“ – hat einen eigenen Kniff und zeigt den umfassenden und präzisen Blick des Künstlers in die Kultur und historisch verklärte Fiktion dieser Zeit.

Fazit
„Usagi Yojimbo 5 – Blutige Schwingen“ sorgt für fabelhafte Unterhaltung, bei der man sich am Ende sogar ein wenig schlauer fühlt. Stan Sakai gelingt es regelmäßig, das Leichte mit dem Interessanten zu verbinden und hinterlässt einen Eindruck eines fiktiven Japans, den man so nirgendwo sonst bekommen kann. Die Figuren sind fabelhaft geschrieben, die Hommagen sind mehr als reizend und erfreuen einen Fan des Genres Samurai mit jeder weiteren seiner fantastischen Geschichten. Usagi gehört in seiner ursprünglichen Form wohl zweifelsohne zu den meist unterrepräsentierten Schätzen auf dem Comic-Markt.
Pro
Fesselnde und abwechslungsreiche Samurai-Abenteuer mit ausdrucksstarken Kunstwerken.
Kontra
Vereinfachte Zeichnungen im Cartoon-Stil.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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