Biaoren – Die Klingen der Wächter 8

18. September 2022
2 Minuten Lesezeit

Es geht rau zu in den westlichen Provinzen der chinesischen Sui-Dynastie. In „Biaoren – Die Klingen der Wächter 8“ begibt sich Autor Xu Xianzhe wieder vermehrt in die Entwicklung der Nebenfiguren. So legt er Grundsteine für zukünftige Konflikte und mögliche Lösungen des übergeordneten Problems, mit dem sich Daoma und Zhishilang beschäftigen.

Dieser achte Band erscheint ebenfalls mit Klappenbroschur und auf hochwertigem Papier gedruckt beim Schweizer Verlag Chinabooks.

Ehre und Pflicht

Wir beginnen mit den beiden letzten Überlebenden des Massakers durch Diting und Kuizhi (kaiserliche Elite-Kavalleristen) an den Lokalbeamten. Der mutige, wenn auch hoffnungslos unterlegene Shubao, wird kaum bei Bewusstsein von seinem Vorgesetzten und guten Freund durch die Steppe getragen. Dabei monologisiert dieser über seine Verdorbenheit im Dienst, die Notwendigkeit, Schmiergelder anzunehmen, seine Pflicht erfüllen zu wollen und seine Ehre zu verlieren. Nur wenige Minuten später bricht dieser vor Erschöpfung zusammen, doch es stellt sich heraus, dass Shubaos Retter und Vorgesetzter selber tödlich verwundet ist. Über seinen eigenen Schmerz hinweg, das Leben seines Schützlings und moralischen Vorbilds Shubao zu retten, bemerkte dieser nicht, dass ihm ein Messer im Leib steckte. Nun mag man denken, dass der aufrechte Shubao verloren ist und den Aasfressern zum Opfer wird. Glücklicherweise taucht unverhofft der Elite-Kavallerist Pei Xingyuan auf.

Pei wurde uns in Band 3 bereits als ehrenhafter Kämpfer und als moralisch, nicht bestechlich eingeführt. Aus verschiedenen Gründen macht er sich auf, nachdem er sich mehrere Wochen erholte, eine Person zu finden, die einen bleibenden Eindruck bei ihm schuf: Ayuya. So geschieht es also, dass Pei den nahezu bewusstlosen Shubao inmitten der Steppe findet.

Ayuyas Wege hingegen sind weitaus actionreicher und voller Überraschungen. Sie schloss sich einer Gruppierung an, die den Schutz der westlichen Provinzen garantiere. Es ist die ultrareligiöse und anscheinend mit übernatürlichen Fähigkeiten bedachte Sekte der Akani. Im Zentrum des Kults angelangt, erhält sie prompt ihren ersten Auftrag: Geleitschutz für einen Jungen zur Stammesversammlung unter Heshena Khagan, Großkhan von Onoq (westtürkische Khaganat).

Der Junge ist einer der letzten Nachfahren seines Clans, die vom vorigen Großkhan Versprechungen erhielten und vom hiesigen nie eingehalten wurden. Heshena Khagan ist ein brutaler Tyrann, ohne Erbarmen und wird nicht ohne Grund seinem Wappentier Wolf ähnlich dargestellt. Nur ein vorausgegangenes Attentat auf den von Ayuya zu schützenden Jungen kann die kleine Gruppe von Begleitern davor retten, massakriert zu werden. Der Großkhan lässt auf spektakulär brutale Art und Weise seine Idee von Diplomatie und Politik umsetzen.

Der letzte Teil dieser Ausgabe befasst sich umfänglich mit dem Ableben des vorigen Kaisers der Sui-Dynastie. Ein politisches Ränkespiel, Intrigen und doppelte Finten liegen überall aus und nur einem gelingt es, dieses Spiel zu meistern. Dieser Mann ist nun Kaiser und unbarmherziger Herrscher.

Der Stil

Diese Ausgabe arbeitet viel mit Rückblicken. Einfach zu erkennen sind diese an der schwarz umrahmten Seite.

Außerdem wird zum wahrscheinlich ersten Mal in der Reihe eine Figur über eine Traumsequenz näher beleuchtet. Ein recht konventionelles Erzählmittel, das jedoch bisher keine Relevanz fand. Dass diese Szene gleich ein großes Geheimnis verrät, macht die Verwendung umso effektvoller.

Auch in jener Szene gelingt es Xu Xianzhe, seine ausschweifende Art zu zeichnen ideal zu nutzen. Die Dichte an scheinbaren Details und durch Schraffuren hineingelegte Struktur macht jede Seite zu einer Freude für die geneigten Manga-Leser:innen. Darin sind die Seiten zumeist voller weißer Flächen und Rasterpunkte. Hierin jedoch wirkt jedes Panel aufwendig handgemalt und kleinlichst ausgeschmückt.

Immer wieder großartig zu betrachten. Sogar soweit, dass man gelegentliche kleine Ungenauigkeiten wohlwollend übersehen kann.

Fazit
Der achte Band von „Biaoren – Die Klingen der Wächter“ nimmt sich Zeit, setzt nach all der Furore einmal ab und füttert nun das Geschehen mit Hintergrundwissen an. Vorher bereits eingeführte Figuren erhalten nun eine größere Rolle, vergangene Handlungsträger tauchen wieder auf und irgendwo mittendrin zieht sich die Handlung fort. Leider ist dieser achte Band, insbesondere das Ende, voll von Geschichten und Details, die auf den ersten Blick irrelevant zu sein scheinen. Somit fällt es schwerer als sonst, gänzlich gefesselt das Manhua zu verschlingen. Nicht die stärkste Ausgabe der Reihe, aber sicherlich im Nachhinein eine sehr interessante, voller Wendepunkte und spannender Fakten.
Pro
„Biaoren – Die Klingen der Wächter 8“ bietet eine komplexe Charakterentwicklung, detailliertes Artwork und erweitertes Storytelling.
Kontra
Die wahrgenommene Irrelevanz bestimmter Erzählelemente und eine vorübergehende Abweichung von der intensiven Handlung können das Engagement des Lesers beeinträchtigen.
9.8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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