Bruce Banner: Hulk 9 – Schatten des Verstands

13. März 2022
3 Minuten Lesezeit

„The Immortal Hulk“ heißt diese Reihe im englischsprachigen Original, die vom Autoren Al Ewing und dem Zeichner Joe Bennett kreiert wurde und vor mittlerweile vier Jahren in den USA erschien.

Dieser neunte Band ist der vorletzte, denn Ewing und Bennett haben sich wegen kreativer und moralischer Konflikte zur vorzeitigen Beendigung dieser Reihe entschieden. Joe Bennett fiel bereits vorher einige Male durch antisemitische Tendenzen auf. In diesem beim Panini Verlag erschienenen Paperback befindet sich das Panel, das das Fass zum Überlaufen brachte und Ewing verkündete, dass er nie wieder mit Bennett arbeiten wollte. Über besagtes Panel (Hulk #43), was das Playboy Alter-Ego Joe Fixit beim Kauf von Schmuck zeigt, stritt sich die Internetcommunity. Der Vorwurf: Reproduzieren von antisemitischen Klischees. Die Konsequenz daraus lag darin, dass Joe Bennett nun erst mal nicht mehr für Marvel zeichnen würde.

Ist Hulk denn wirklich unsterblich?

Im vorigen Band verlor der Hulk und Bruce Banner jegliche Kontrolle über den irdischen Körper. Die bisher taktgebenden Persönlichkeiten des Systems Bruce Banner wurden durch den langzeitlichen Plan des Leaders verbannt. Gefangen in „Unter allem“, der persönlichen Hölle des Protagonisten, stecken er und einige seiner Alter-Ego unweigerlich fest. Lediglich Joe Fixit und die wohl schwächste Version des Hulk, Kleinkind-Hulk mit dünnen Ärmchen und einem Wortschatz eines 2-Jährigen, wandeln auf der Erde. Der Cliffhanger des achten Bandes war das Aufeinandertreffen mit Ben „das Ding“ Grimm der Fantastischen Vier.

Ben Grimm prügelt das Hulkbaby zur Besinnung und hält ein eindringliches Gespräch mit Joe Fixit. Dieser ist auf der Flucht vor der Organisation Alpha-Flight, die von Henry Peter Gyrich mit harter Hand geführt wird. Gyrich ist auf der Suche nach dem Hulk, vertraut jedoch seinem bisherigen Team nicht mehr und entlässt sie prompt. Anstelle der bisherigen Besetzung rund um Puck, Langkowski und dem kürzlich reinkarnierten Doc Samson treffen nun die „U-Foes“ (Universale Feinde) im Hauptquartier ein.

Das Quartett ist spezialisiert im Umgang mit Gamma-Strahlung und somit ideal zur Bekämpfung des Hulks. Jedoch gibt sich der Hulk nicht zu erkennen und bleibt versteckt. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein afroamerikanischer Anhänger der „Hulk Smash“ Bewegung (Aktivistengruppierung aus Band 6) Opfer von Polizeigewalt wird, kann sich Joe Fixit unerkenntlich halten. Kurz nach Erscheinen des Babyhulks treffen auch schon die U-Foes ein und töten den Hulk und Joe Fixit ein weiteres Mal. Allerdings rechnet niemand mit der Diversität der Persönlichkeit Hulks und eine weitere Inkarnation des Unbesiegbaren tritt auf den Plan.

Zeitgleich zu diesen Ereignissen macht sich die Reporterin Jackie McGee und die ehemalige Shadow-Base Forscherin Dr. Charlene McGowen auf, den Hulk aus seiner Hölle zu befreien. Dabei wird offengelegt, dass Jackie McGee nach der Hulk-Gamma-Explosion in Band 8 ebenfalls mit Gamma-Fähigkeiten ausgerüstet ist. Die Forscherin McGowen und McGee treffen auf dem ehemaligen Shadow-Base Gelände das einstige Alpha-Flight Team. Dieselbigen sind ihrerseits auf der Suche nach dem Körper des verstorben geglaubten Doc Samson. Mithilfe von Jackies Fähigkeiten, astrale Gamma-Wesen (Hulks Fähigkeit, Geister zu sehen) erkennen zu können, glauben sie einen Weg gefunden zu haben, die Hulks und den von Leader geknechteten Dr. Bruce Banner zu befreien. Es beginnt der Endspurt dieser Reihe und die Fäden der offenen Handlungsstränge verdichten sich zusehends.

Das Ding aus einer anderen Gamma-Realitat

Der Zeichner Joe Bennett zeigt auch in diesem Paperback, mit welchen künstlerischen Exzessen er aufwarten kann. Eine gehörige Portion Body-Horror, deformierte Körperteile, entstellte Gesichter, teilweise blank gelegte Skelette und Monster mit raffgierigen Gebissen erinnern ein ums andere Mal an den Filmklassiker „Das Ding aus einer anderen Welt“ von 1982. Im Besonderen sind es die Gamma-Wesen, die diese Qualitäten vereinen und reichlich abschreckend wirken.

Des Weiteren fällt der Zeichenstil Bennetts durch seine hohe Dichte an Schraffuren auf. Nahezu jedes Element eines Panels ist mit Tuscheschraffuren versehen, welche immens zur allgemein düsteren und bedrohlichen Atmosphäre beitragen.

Die von Paul Mounts gewählten Farben bewegen sich zwischen einem durchgehend grünlichen oder bläulichen Ton bis hin zu stark kontrastierenden Signalfarben. Je nach Szenerie treffen diese Farbstimmungen als komplementäre Farbschemata aufeinander oder verdichten sich zu einer grün-blauen kalten Stimmung. Das Kapitel 42 wurde vom Team Adam Gotham, Alex Lins und Rachael Scott gezeichnet und von Chris O’Halloran koloriert. Dieses stilistisch herausstechende Kapitel lässt sich am ehesten mit Titeln wie „Hawkeye: Kate Bishop“ und in Nuancen sogar mit „Vision“ vergleichen.

Die Perspektiven dieses Kapitels zeugen von filmischer Qualität, mit seinen Zoom-Ins und Zoom-Outs, dem Wechsel von Halbtotale zu Close-up. Auch hierin finden sich einige abscheuliche Darstellung der Gamma-Hölle und des Leaders, der Bruce Banner gefangen hält. Jedoch sind diese Bilder bei Weitem nicht so auf das schockierende Moment fixiert, wie es Bennett pflegt. Auch die gewählten Farben bzw. die Art und Weise zu kolorieren, geben diesem einen Kapitel etwas Besonderes. Es wirkt fast so, als hätten Farbflächen eine gewisse Oberflächenstruktur; sie sind nicht homogen und durchgehend eine Fläche.

Fazit
Dieser Ausgabe gelingt es auf den vorigen Ereignissen aufzubauen und sie konsequent weiterzuerzählen. Das Kernthema, die Unsterblichkeit Banners, wird in dieser Ausgabe genutzt, um einige wenige Aspekte dieses Dilemmas zu erzählen. Die anhaltende Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt der Psyche ist ein interessantes Motiv, das leider zwischen den vielen Ablenkungen durch Gamma-Geschwafel etwas zu kurz kommt. Lediglich die Entwicklung der bisherigen Nebenfigur Jacke McGee erfährt etwas Momentum und könnte im letzten Paperback dieser Reihe noch mal sehr wichtig werden. Dem Cliffhanger zufolge wird der letzte Teil eine gewaltige Abrechnung und Entladung sämtlicher psychologischer Konflikte. Mit diesem neunten Band von „Bruce Banner: Hulk“ begibt man sich mit schon müden Füßen auf die Zielgerade und den letzten kraftvollen Sprint.
Pro
Fesselnde Fortsetzung der „The Immortal Hulk“-Reihe mit intensiver Erzählung, Auseinandersetzung mit psychologischen Konflikten und visuell beeindruckendem Artwork.
Kontra
Kontroversen um den Künstler Joe Bennett und potenziell ablenkende Elemente in der Erzählung, wie zum Beispiel eine übermäßige Fokussierung auf Nebenhandlungen im Zusammenhang mit Gamma.
8.4

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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