Die Tagebücher der Apothekerin – Geheimnisse am Kaiserhof 5

1. Oktober 2022
2 Minuten Lesezeit

Manche wünschen sich nur einmal einzutauchen in die edle Welt am Hofe eines Kaisers. Die Faszination für die adligen Sphären war schon immer vorhanden. Sie tragen unbezahlbare Kleidung, können sich an feinsten Speisen mehr als satt essen und leben in prunkvollen und üppigen Bauten. Nun sind die Vorstellungen von Prunk und Reichtum in unterschiedlichen Kulturen grundsätzlich unterschiedlich, wie man in „Die Tagebücher der Apothekerin“ sehen kann. Die gewiefte junge Zofe Maomao darf am kaiserlichen Hof so manche trügerische Aufgabe übernehmen.

Die Manga-Reihe adaptiert die gleichnamige recht erfolgreiche „Light Novel“ von Natsu Hyuuga. Die Autorin Itsuki Nanao und der/die Zeichner:in Nekokurage und Touco Shino entwarfen diese Umsetzung. Der Imprint des Verlags Cross Cult, namentlich Manga Cult, veröffentlicht die zehnteilige Reihe erstmalig in Deutschland.

Neuer Ort, neue Aufgaben

Nachdem Maomao (manchmal auch Shaomao genannt) vom Eunuchen Jinshi aus dem Bordell freigekauft wurde, beginnt sie nun ihre Arbeit als Assistenz für den Beamten am Hof. Deren von Jinshi einseitig auf Sympathie beruhendes Verhältnis sorgt auch nun für so manche eigenwillig amüsante Situation. Maomao ist häufig eingeschüchtert oder weist ihn komplett ab, obwohl dieser versucht, freundlich zu sein und ihr Wohlwollen zu gewinnen. Ihre neue Position im Äußeren Palast, also nicht mehr bei den Gemahlinnen des Kaisers, nimmt ihr die Last der Intrigen und des innenpolitischen Geplänkels der Gemahlinnen und Beamten. Allerdings schuftet sie nun auch viel mehr unter Anweisung der hart arbeitenden Zofe des Herrn Jinshi, sie putzt und putzt.

Eine neue jüngere Gemahlin ersetzt die kürzlich vom Hof entfernte älteste Gemahlin, deren Zofe für einen schwerwiegenden Todesfall zu verantworten war. Die neue Dame scheint extrem unmotiviert und faul zu sein, denn Maomao darf auf Bitten zweier Gemahlinnen einen Unterricht für die Frauen des Kaisers abhalten. Es wird nicht verraten, was unterrichtet wird, nur dass es von größter Wichtigkeit für die Frauen sein könnte. Doch schon kurz nach ihrer lehrenden Tätigkeit wird sie wieder gefordert, einen kniffligen Fall zu lösen. Ein möglicher Giftmord an einem Beamten, dessen Vorlieben für Delikatessen wie Fubo (giftiger Kugelfisch) bekannt sind. Die Indizien liegen nicht offensichtlich, aber nach guter Inspektion auf der Hand. Ein Verantwortlicher soll gefunden werden.

Sie versucht unterdessen im ganzen Palastgarten heimlich Heilkräuter anzupflanzen. Ihre in diesem Band vermehrt gezeigte Schreckhaftigkeit ließe sich damit erklären. Doch kaum ist sie vom ersten, sich womöglich als Giftmord entpuppenden Fall zurück, darf sie auch gleich zum nächsten. Ein hoher Militärbeamter erzählt Maomaos Herren Jinshi, dass sich ein verstricktes Testament einfach nicht lösen ließe. Die überaus intelligente und sich durch ihre Sherlock Holmes-artige Kombinatorik auszeichnende Maomao wird entsandt, um das Rätsel um die Geheimrezeptur des höfischen Goldschmieds und auch des Erbes für die drei Söhne zu lösen. Der Militärbeamte hingegen fordert Herrn Jinshi nahezu heraus, über die Lösung seiner Zofe Maomao aus dem Freudenhaus zu reden. Neues Potenzial für noch mehr politische Machtspielchen tun sich auf und bleiben auf einem kleinen Cliffhanger stehen.

Der Stil

Die Bilder von Nekokurage und Touco Shino sind leicht, weich, hell, spielerisch und zugleich bedrohlich, ernsthaft und strukturiert. In nur einigen Bildausschnitten gelingt es, das Szenario, die reguläre Architektur und ihre damit einhergehende regulierte Lebensweise einzufangen. Ein großes Augenmerk legen die Künstler:innen auf Frisuren und Kleidung. Die Gemahlinnen haben alle einen ganz eigenen Stil und Design, was sehr ansehnlich und liebevoll gestaltet ist.

Es schwingt stets eine gewisse Seriosität mit, die auch durch die Expressionen der Beamten und höheren Angestellten ein ums andere Mal verkörpert wird.

Auch die Perspektiven, die gewählt wurden, um einzelne Figuren oder Situationen zu illustrieren, charakterisieren die Akteure äußerst schnell und unmissverständlich.

Der subtile, hauptsächlich durch Maomaos Gedanken getragene Humor wird offensichtlicher und auch zusätzlich dargestellt. Da die junge und verwegene Apothekerin als listig und schlau dargestellt wird, ist die Reaktion in Momenten des ertappt Fühlens umso stärker. In ebensolchen Szenen verkörpert sie eine aufgeschreckte Katze mit Haaren, die zu spitzen Ohren werden, weit aufgerissenen Augen und einer hochfahrenden Körperdarstellung. Dies ist zwar etwas plump, funktioniert in seinem Kontext aber recht gut. Es wird innerhalb dieses Mangas wenig auf die typischen Konventionen zurückgegriffen.

Fazit
In diesem fünften Band von „Die Tagebücher der Apothekerin“ nimmt uns Maomao wieder mit, spannende Fälle zu lösen. Die Vielfalt der Rätsel nimmt zu, die Akteure und Szenarien gehen zusehends außerhalb des Palasts auf Spurensuche. Die thematische Bandbreite ist zwar nicht sehr groß, dennoch unterhält diese Ausgabe ganz ungezwungen und leicht. Einige tiefergehenden Probleme und Konflikte wurden wieder nur angedeutet und warten noch darauf, ausgiebig behandelt zu werden. Die scheinbar authentischen Bauwerke, die Kleidung und der allgemeine Lebensstil werden dennoch immer wieder glaubwürdig gezeigt und beschrieben. Wer also einen schelmischen Sherlock im Japan der Edo-Zeit sucht, kann sich mit dieser Reihe eine wahre Freude machen.
Pro
Fesselnde Detektivgeschichte, zunehmende Komplexität der Fälle, fesselnde Darstellung des höfischen Lebens.
Kontra
Begrenzte thematische Vielfalt, gelegentlicher Einsatz von sattem Humor.
9.8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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