Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 1

14. Juni 2022
2 Minuten Lesezeit

Das Motiv des abgebrühten Killers und dem unschuldigen Kind, das sich im Alleingang gegen Kriminelle zur Wehr setzt, ist nicht erst seit „Léon – Der Profi“ sehr beliebt. Der Mangaka Hirohisa Satou trat bisher mit nur zwei weiteren Mini-Serien in Erscheinung. Die Nachfolger dieses 2015 in Japan erstveröffentlichten Mangas in drei Bänden gehören dem Genre Body-Horror und Psychodrama an. In „Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben“ ist es zwar nicht schonungslos, nicht gruselig oder übertrieben gewaltverherrlichend, aber dennoch ganz schön was los. Das auf erwachsene Themen spezialisierte Imprint Hayabusa des Hamburger Verlags Carlsen veröffentlicht die drei Bände nun in deutscher Sprache.

3, 2, 1

Einst war Jinsuke ein fröhlicher Junge, der den Sinn in einer Fotopinnwand der Familienurlaube nicht nachvollziehen konnte. Als der Vater dann auf unnatürlichem Wege verstarb und die Mutter nun ganz allein für ihn sorgen musste, hätte er sich gerne ihre alte Pinnwand gewünscht. Seine Mutter sieht sich ihrer Vergangenheit wegen gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten und sieht ihren Sohn daher auch selten. Eines ist allerdings klar, sie liebt ihren Jinsuke und will ihm alles geben. So besorgt sie ihm zum Geburtstag eine Digitalkamera, um gemeinsam eine neue Fotopinnwand zu beginnen. Schon Wochen vorher, wie auch während der Geburtstagsfeierlichkeiten, regt sich die Nachbarin Frau Suzuki über den Lärm der beiden auf. Wieder steht die immer Mütze tragende und mies gelaunte junge Frau vor der Tür und will sich beschweren. Doch alles sollte anders kommen.

Gerade machte Jinsuke ein Bild von sich und seiner Mutter. Schon wenige Sekunden später liegt sie tot im Wohnzimmer, von hinten erschossen und er soll der nächste sein. Nur rechnet der Killer nicht damit, dass die Nachbarin keine einfache junge Frau ist. Ihr Beruf ist es ebenfalls für Geld zu morden und so schaltet sie kurzerhand den Angreifer aus. Der kleine Junge kollabiert und Frau Suzuki, laut darüber protestierend, dass sie doch nur ein ruhiges Leben wollte, nimmt ihn in Sicherheit.

Anfänglich von der Verantwortung für ein Kind angewidert, versucht sie mehrere Male den Jungen loszuwerden. Keinmal kann sie ihr Herz jedoch so verschließen und nimmt Jinsuke schlussendlich bei sich auf. Denn wäre diese Situation nicht bereits dramatisch genug, geschieht es nun, dass komplett Tokyo nach dem Jungen und der Frau Suzuki fahnden. Es beginnt eine Jagd spezieller Ermittler nach den beiden, während die sich miteinander anfreunden und jeder über sich und seine Fähigkeiten etwas lernt und nachdenkt. Einige liebevolle Beziehungsaspekte und Fürsorge scheinen sich anzubahnen.

Der Stil

Schon das aussagekräftige Cover des ersten Bandes zeigt perfekt, was man in dieser Geschichte von Hirohisa Satou erwarten kann.

Seine Bilder sind klug inszeniert, die Panelaufteilung und die gewählten Bildausschnitte wirken teilweise sehr cineastisch.

Auch das bereits im Cover angedeutete kleine Panel, ein Close-up auf das Auge Jinsukes durch das Loch am Abzug der Pistole, wird häufig im Verlauf dieses Mangas genutzt. Der Effekt dabei ist nahezu immer gleich, wenn auch gut.

Die Art und Weise, Action zu zeichnen, gelingt dem Künstler ebenso fabelhaft wie gefühlvolle und oftmals herzzerreißende Szenen zu Papier zu bringen.

Satou schafft den feinen Drahtseilakt zwischen krasser Gewalt und Anspannung hin zu alltäglichen Momenten, die so viel emotionale Aufladung erhalten, dass man sich in einem Wechselbad der Gefühle bewegt.

Fazit
„Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben“ ist eine spannende und herzerwärmende Geschichte zweier Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Wie sie sich annähern, voneinander lernen und den Widrigkeiten der Umstände trotzen reißt mit und begeistert auf jeder Seite. Außerdem kommt die fantastische visuelle Umsetzung durch den Mangaka Satou in seiner schlichten Art und Weise reizvoll und niemals reizüberflutend zur Geltung. Ein weiterer positiver Kritikpunkt an dieser Reihe ist der übersichtliche Umfang von drei Bänden. Ganz tolles Thriller-Kriminaldrama mit viel Potenzial für empfindsame Momente. Wie schon die Redaktion von Carlsen es so treffend formuliert: „Wir sind uns sicher: Luc Besson würde diese Serie lieben!“
Pro
Fesselnde Erzählung mit einer einzigartigen Wendung der Dynamik des Mörders und des Kindes, emotional aufgeladenes Geschichtenerzählen, filmisches und gut umgesetztes Artwork von Hirohisa Satou.
Kontra
Die Geschichte beinhaltet möglicherweise bekannte Tropen, begrenzte Erkundung bestimmter Handlungsaspekte und die grafische Natur ist möglicherweise nicht für alle Leser geeignet.
9.2

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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