Jimmy Liao – Der Klang der Farben

13. Januar 2021
1 Minute Lesezeit
klang der farben

Jimmy Liaos Werke sind wundervoll illustriert und kreieren eine Welt der Fantasie, der Poesie und der Chiffren.

Vor mehr als 20 Jahren begann er seine Karriere (mehr oder weniger ungeplant) aus einer Motivation des Abschieds bei seiner Familie. Er gewann den Kampf gegen den Blutkrebs und wurde dank seiner inspirierten Bilderbücher zu einem der einflussreichsten Künstler Taiwans, dessen Werke für Erwachsene in Filmen und anderen Adaptionen auch international hochgeschätzt werden. Dieses Softcover erscheint bei Chinabooks.

Die Handlung

Da dieses Buch eine Metapher, nein, mehr noch eine Fantasie, die das Gleichnis sucht, über das Leben eines blinden Mädchens ist, kann nicht viel zur Handlung erzählt werden, ohne sie in ihren Stationen vorwegzunehmen.

Jimmy Liaos Geschichten zeichnen sich durch ihre Simplizität in Worten und Komplexität in seinen Bildern aus. Die namenlose Protagonistin fährt U-Bahn, sucht sich unbekannte Stationen und fährt bis zur nächsten Unbekannten, steigt dort aus und nimmt ihre Umgebung wahr. Wir begleiten sie dabei, folgen ihren Gedanken von Einsamkeit, ihrer Faszination für ihre Umwelt und treffen auf Fragen, die man sich so als Sehender vielleicht niemals stellen musste.

Es ist eine traurige Geschichte, deren Realitätsbezug oft nicht gegeben ist, da wir schließlich die Perspektive einer Blinden einnehmen, die sich ihre Umwelt ausschließlich in ihrer Fantasie vorstellt. Als Anreize dienen ausschließlich Gerüche und Klänge, die ihr vermitteln, wie diese Umwelt wohl beschaffen sei. Es ist eine fantastische Reise durch das unterirdische Gewimmel einer Großstadt.

Der Stil

Diese Geschichte zeichnet sich durch ihren Aquarellstil aus. Die Geometrie der Umgebungen, durch die sich unsere Protagonistin bewegt, ist einnehmend, strukturiert, klar und gleichzeitig lebendig. Liao spielt mit Farben und Formen, als wäre es das Natürlichste, eine Stimmung beim Leser zu erzeugen. Eine wahre Offenbarung der Bilderbuchkunst, die so viel Atmosphäre mit sich bringt, dass man jeder Seite eine ganze Weile seine Aufmerksamkeit schenken kann.

Die Symbole sind zahlreich, Tiere treten in all ihren Bedeutungsebenen wiederholt und in einigen Bildern versteckt auf, Formen wiederholen sich an den nötigen Stellen und der sich wiederholende Bildaufbau aus absteigenden und aufsteigenden U-Bahntreppen führt einen durch ein surreales Erlebnis.

Diese Reise wird jedem Leser – je nach Lesart – etwas anderes vermitteln und sie bietet Raum für Diskussionen, Ideen und eigene Fantasie.

klang der farben
Fazit
„Der Klang der Farben“ ist eine surreale Reise durch das U-Bahnnetz einer unbekannten Großstadt aus der Perspektive eines blinden Mädchens, das ihre Fantasien mit jeder Station aufs Neue auslebt. Die wenige offensichtliche Handlung lässt den Leser mehr mit einem Gefühl, einer Stimmung zurück, als mit etwas rational Erlebtem und lädt so ein, das Buch noch einmal zu lesen, sich des Eindrucks zu vergewissern oder ihn zu widerlegen. Es ist ein Stück farbenprächtige Atmosphäre, die einen melancholischen und nach Nähe suchenden Nachgeschmack hinterlässt.
Pro
Fantastische Bilder. Poetisch und zum Nachdenken anregend.
Kontra
Teilweise sehr viel Spielraum für Interpretation des Textes; fragmentiert.
8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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