Josie, der Tiger und die Fische

14. Juli 2021
2 Minuten Lesezeit

Hinter dem Titel des Animes „Josie, der Tiger und die Fische“ verbirgt sich eine Geschichte über Ängste. In einer Welt, in der selten offen über wahrhaftige Ängste und Scham gesprochen wird, da man häufig einer idealisierten Perfektion nachrennt, ist das Überkommen einer Angst ein spannendes Thema.

Die Regie zu diesem Film, der 2020 erstmals in Japan veröffentlicht wurde, führte Kôtarô Tamura. Die deutsche Fassung wird zunächst im Rahmen der KAZÉ Anime Night 2021 auf den deutschsprachigen Filmmarkt gebracht, ehe im Januar 2022 eine Heimkinoveröffentlichung folgt.

Die Handlung

In diesem Film treffen zwei Welten aufeinander und verbinden sich in einem Meer aus Gefühlen.
So beginnt dieser Animefilm auch mit einer Tauchfahrt des männlichen Protagonisten Tsuneo. Der 22-Jährige wird als freundlich, hilfsbereit, gut aussehend, fleißig, ambitioniert und ehrgeizig eingeführt. Eine Montage seiner Tätigkeiten beschreibt ohne viele überflüssige selbstoffenbarende Worte, wie viele Jobs und Interessenfelder ihn täglich antreiben und schließlich übermüdet und kaputt ins Bett fallen lassen. Sein großes Ziel ist es, nach Mexiko zu gehen und dort in der Meeresbiologie zu promovieren.

Auf der anderen Seite dieses Meers aus Gefühlen, das im Begriff ist, große Wellen zu schlagen, ist die 24-jährige Kumiko. Sie lässt sich „Josie“ rufen und scheint in den ersten Momenten Screen-Time sehr verbittert. Ihre Großmutter pflegt die von Geburt an gehbehinderte junge Frau, die sich durch ihr offenes und ablehnend unfreundliches Verhalten als selbstisolierende und ängstliche Persönlichkeit, gleichzeitig als willensstark und zielstrebig beschreiben lässt.

Durch einen Zufall fliegt Josie dem Tsuneo buchstäblich in die Arme. Auf Nachfrage der Großmutter wird er „Laufbursche“ für die junge Frau. Die kalte, unfreundliche, herrische und schikanierende Art, mit dem sonst so freundlichen jungen Mann umzugehen, lässt diesen an seine Grenzen kommen. An dem Tag, an dem er kündigen will, passiert jedoch etwas zwischen den zwei Protagonist:innen und es entsteht eine neue Vertrauensbasis.

Fortan stehlen sie sich „unbemerkt“ gegen die Anweisungen der Großmutter aus dem Haus. Josie beginnt die Welt neu zu entdecken, Tsuneo beginnt seine Perspektive zu ändern und die zwei wachsen weiter zusammen.

Ohne viel vorwegzunehmen und trotzdem auf einige Themen einzugehen, muss gesagt werden, dass der Film nichts neu erfindet. Die entstehende „Beziehung“ der so unterschiedlichen Figuren wird durch einige geläufige Motive der Erzählung intensiviert. Schicksalsschläge, Trauer, unerwartete Wendungen und große Gefühle gehören in diesem Fall dazu.

Der Stil

Es ist ein absolut sehenswerter Anime, den das Studio Bones auf die Leinwand gezaubert hat. Die digital gezeichneten Figuren und Hintergründe sehen allesamt super aus. Es macht einen sehr dimensionalen Eindruck, trotz der vornehmlich zweidimensionalen Animation. In einigen sehr gut gewählten Szenen nutzten die Künstler zudem CGI-Kamerafahrten. Dabei wirkt keine dieser Szenen deplatziert oder stilbrechend. Schließlich bleibt das sichtbare Material (also Figuren und Umgebungen) im gewohnten Animestil. Bis auf eine Szene, die so fotorealistisch aussieht, dass man von übereinandergelegten Bildebenen eines Fotos ausgehen könnte, bleibt sich der Film in seinem Stil treu. Die Bewegungen, die Physik und die vielen kleinen Details der Objekte in jeder Szene sind ebenso fantastisch gelungen.

Zusammenfassend kann zu „Josie, der Tiger und die Fische“ gesagt werden, dass der Film handwerklich definitiv sehenswert ist, aufgrund des realistischen Settings und der wenigen fantastischen Momente jedoch selten mit überragend atemberaubenden Bildern lockt.

Kritik

Da der Film, wie bereits angedeutet, nichts neu erfindet, ist die Handlung in seinen groben Zügen abzusehen. Der Film verläuft – wie sehr viele romantische Werke – in drei erwartbaren Akten: Das Kennenlernen, welches zur Hochphase in einen ungeahnten Konflikt zwischen den Figuren mündet, um in einer selbstoffenbarenden und von großen Gefühlen und Happy End-Momenten dominierten letzten halben Stunde abgeschlossen zu werden.

Die Wege zum erwarteten Finale sind allerdings an einigen Stellen unkonventionell, erfrischend und auch zeitgemäß. Auch ist damit nicht gesagt, dass dies nicht trotzdem exzellent funktioniert. Gerade wegen der Figurenkonstellation, ihren Motiven und der Katharsis der Protagonist:innen Tsuneo und Josie, die durch das Überkommen von Ängsten zu einem hochemotionalen Finale anwächst, funktioniert dieser Film gut. Das hochemotionale Moment, das mit dramatischer Orchestermusik geradezu butterweich genau die Knöpfe drückt, die es nur einem eiskalten Stein verwehren, nicht auch ein wenig Augenwasser auszubilden, schließt zudem einen tollen erzählerischen Bogen.

Fazit
„Josie, der Tiger und die Fische“ ist eine schöne Geschichte über zwei junge Menschen, die ihre und andere Lebensrealitäten und Ängste neu entdecken. Das bekannte Prinzip zweier fremder Welten, die aufeinanderprallen und dadurch persönliches Wachstum ermöglichen, ist nicht neu. Muss es aber auch nicht, um so wie in diesem Film eine fabelhafte, lustige, herzliche, emotionale und auch Fragen aufwerfende Unterhaltung zu bieten.
Pro
Bietet eine fabelhafte, lustige, herzliche, emotionale und auch Fragen aufwerfende Unterhaltung.
Kontra
Thematisch nicht neu und teils klischeehaft.
9

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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