Miles Morales: Spider-Man 4

4. Juli 2021
2 Minuten Lesezeit

Bereits zum vierten Mal hat es Miles Morales aka Spider-Man in die Comicregale geschafft. Die von Saladin Ahmed verfasste Reihe um den Junghelden, den man aus dem grandiosen Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ kennt, hat nun schon die 21. Heftmarke erreicht.

In dieser Ausgabe des kulturell diversen und von der Grundstimmung neugedachten Superhelden wird Miles Morales „Gejagt“, aber von wem?

Die Handlung und Themen

Wir beginnen Miles, wie so oft in dieser Reihe, in alltäglichen Situationen zu begleiten. Er ist in den vorangegangenen Ausgaben großer Bruder geworden und hat die Aufgabe, auf seine kleine Schwester aufzupassen, mit der er kurzer Hand als seine mit Netz an den Bauch geklebte Partnerin („Spider-Baby“) durch die Straßen schwingen muss, um Menschen zu retten.

Parallel werden in dieser Exposition, die von dem Gastzeichner Cory Smith gestaltet wurde, der Prowler und Ultimatum in ihren geschäftlichen Beziehungen gezeigt. Der Prowler, ein Dieb mit Superheldenkostüm, ist eigentlich Miles‘ Onkel Aaron. Die beiden haben in der Geschichte dieser Reihe bereits einige Grundsatzdiskussionen und Moraldebatten geführt, was die Figur wesentlich annehmbarer und lesbarer macht, als sie in besagtem Film dargestellt wird. Da sich der Prowler für einen Job mit Ultimatum eingelassen hat, zahlt dieser nun die Rechnung, denn er wird von Ultimatum reingelegt und gefangen genommen.

Das zweite Heft beginnt Miles im für diese Reihe sehr typischen Stil des Monologs mit seinem Tagebuch Haltens. Eine für die Diversität und Offenheit dieser Reihe, wie auch allen anderen Panini-Ink Titeln der letzten Jahre, plädierende Szene wird gezeigt. Sie lässt uns Miles – als den gutherzigen Jungen aus der Nachbarschaft – ganz Spider-Man-like daherkommen, und das ganz ohne Klischees oder eine übermäßige Nutzung von Stereotypen. Die Organisation CRADLE wird eingeführt und man erfährt, dass junge Superhelden sich ebenfalls autorisieren lassen müssen. Zum Verständnis dieses Handlungsbogens hilft das Vor- und Nachwort ungemein.

Die Geschichte strikt sich fort und Miles trifft auf Ultimatum, der ihm offenbart, dass Miles aus einer anderen Dimension gekommen sei. Mit den von Jonathan Hickman verfassten „Secret Wars“ wurden die Multi-Verses des Marvelkosmos zusammengelegt. In diesem Miles Morales Comic nutzt der Autor Ahmed diese Voraussetzung, um die möglicherweise entstandenen Probleme aufzuzeigen. Miles ist aus einer anderen Dimension, ohne es zu wissen oder zu merken, in diese neue Realität geworfen worden und das gefällt einigen Figuren überhaupt nicht. Warum Ultimatum so detailliert über Miles‘ Leben und die familiäre Verbindung zu dem Prowler Bescheid weiß und wie es wohl weitergeht mit Miles, sollte man definitiv selber lesen.

Der Stil

Die Zeichnungen sind ok, die Farben sind superheldentypisch bunt und die Panelaufteilung auch grundsolide.

Diese Beschreibung trifft absolut nicht auf die letzten zwei Hefte zu.

Die Gesichter und Kostüme sind teilweise so faul gezeichnet, dass wichtige Strukturen wie das Netzmuster auf Miles‘ Kostüm einfach fehlen.
Die Proportionen der Gesichtszüge sehen an einigen Stellen sehr merkwürdig aus und die Splashpages, die aufgrund des etwas ausladenderen Team-ups mit Captain America, Starling, Bombshell und Prowler eigentlich cool aussehen könnten, verlieren ihre Wirkung.

Ohne eine Dynamik zu erzeugen, wurden die Figuren in Kampfpose ihrem Gegner gegenübergestellt und wie in einer Collage auf einer Seite mehr oder weniger gut positioniert. Dabei hat die „Miles Morales: Spider-Man“-Reihe schon sehr gute Zeichner im Team gehabt, die einen grundsoliden Superhelden-Look kreierten. Auch in Szenen, die sehr ans Knochenmark gehen, mit der Psyche spielen und extreme Situationen zeigen, hatte man immer das Gefühl, eine angemessene Darstellung zu bekommen. So leider nicht in diesem Comic.

Fazit
Die Geschichte ist an sich interessant, erzählt eine Spider-Man typische Nachbarschaftsproblematik, die sich zu einer Welt-Krise ausweitet. Der Multi-Verse-Trick ist super und bietet noch so viel Platz für Kreativität. Auch die Tatsache, dass Miles gefühlt mit jedem weiteren Comic nicht nur optisch, sondern auch in seinen Handlungen reifer wird, ist sehr positiv zu nennen. Einige Zeichnungen und manche Szenen dieses Comics sind jedoch definitiv nicht relevant, geschweige denn irgendwie spannend oder originär. Es bleibt ein Miles Morales, der am Ende leider von großer Kraft und Verantwortung seinen Lesern gegenüber einen Schritt zurücknimmt.
Pro
Gute Ideen für das Multiverse, Diversität, Miles.
Kontra
Zeichnungen, Panelstruktur, Handlung.
6

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

Sportwetten Tipps von Overlyzer
Vorheriger Beitrag

Song der Woche #354

Nächster Beitrag

Der Malerweg – Von Stadt Wehlen zur Basteibrücke bis nach Rathewalde

Letzten Beiträge von Blog

Der Magische Fisch

Der Comic „Der magische Fisch“ richtet sich, wie das Programm des Imprints Crocu des Ludwigsburger Verlags Cross Cult, ganz explizit an ein
Batman Justice Buster 2

Batman Justice Buster 2

In „Batman Justice Buster 2“ führt der Autor Eiichi Shimizu mit dem Zeichner Tomohiro Shimoguchi fort was sie im ersten Band groß

Dark
Light