Prinz Gigahertz 2

29. November 2021
2 Minuten Lesezeit
prinz gigahertz 2

Die Geschichte des Künstlers Lukas Kummer geht mit „Prinz Gigahertz – Knight of Love“ in die zweite Runde.

Der erzählerisch in seinen Referenzen dicht gewobene und optisch eindrucksvolle erste Band hat bereits eine fantastische Basis geliefert. Dieser zweite Band ist ebenso wie der vorangegangene äußerlich schimmernd und kontrastreich. Das Coverdesign des beim Zwerchfell Verlag erschienen Werks zeigt glitzernd die kontrastreichen Farben Pink und Blau. Es scheint also eine Fortsetzung der Geschichte zu sein, oder doch nicht?

Die Handlung

Prinz Gigahertz reist nun – nach den Ereignissen und Erkenntnissen des letzten Bandes – allein durch das Universum. Er hat sich selbst ins Exil verdammt, besucht Weltraumspektakel wie etwa zwei kollidierende Sterne und beobachtet das Ende dieser. Seine einzige Gesellschaft ist der Bordcomputer, der ihn fragt, wie seine Geschichte begonnen hat. Nach einem kurzen Verweis darauf, dass all diese Informationen doch im Archiv seiner KI zu finden seien, drängt der Computer ihn trotzdem, die vorhandenen Lücken zu füllen.

Wir erfahren, dass seine ursprüngliche Aufgabe und Lebenssituation die eines Lovebots war. Er wurde gekauft, um das Liebesleben vielleicht etwas anzuheizen. Dieser Plan schlug jedoch fehl, so blieben ihm nur niedere Aufgaben wie den Haushalt zu übernehmen und gelegentliche Gesellschaft zu bieten. Das Paar ist verstritten, sich nahezu hassend, jedoch nicht dafür bereit, sich helfen zu lassen. Der Lovebot Prinz Gigahertz verfügt tatsächlich über so etwas wie paartherapeutische Programmierungen, die jedoch nicht angenommen werden. Sein Leben ändert sich in dieser Zeitlinie schlagartig, als er als Schuldzahlung an einen Mafioso vergeben wird. Dieser befreit ihn von der Programmsicherung, Menschen nicht verletzen zu können. Ein großer evolutionärer Schritt, wie sich im Weiteren herausstellen wird.

Zeitgleich – dies immer durch aufeinanderfolgende Szenenwechsel erzählt – erleben wir die ersten Jahre des einstigen Lovebots im mittelalterlichen Paralleluniversum des ersten Buchs. Somit werden wir in diesem Handlungsstrang ein Prequel gewahr. Hierin wird ebenso auf Beziehungs- und Liebesaspekte eingegangen, namentlich zwischen dem Prinzen und der Prinzessin des Landes. Deren Beziehung scheint perfekt, jedoch nicht für lange, und der Prinz fragt sich, basierend auf seinen Erfahrungen mit seinen vorigen Besitzern, ob die Liebe unweigerlich zu so einem Ausgang führen muss.

Kummer gelingt es wieder einmal, nebst der dichten Referenzen zu „Star Wars“, „Blade Runner“, vielleicht sogar zu „Odyssee ins All“ und Anlehnungen an Profikiller à la „John Wick“, eine Geschichte zu erzählen und mehrere kleine Aspekte darin zu verarbeiten. Fragen zu Beziehungen, Liebe und gewähltem Schicksal werden aufgetan und unter Manier des Shakespeare meist tragisch beendet.

Der Stil

Auch dieser zweite Band zeigt eine klare Linie, geometrische Designs, reduzierte Schraffierungen und minimalistische Szenerien. Der bereits etablierte, scheinbar schlichte Zeichenstil gewinnt allerdings an Dimension und Atmosphäre durch seine Art und Weise zu kolorieren.

Wie schon auf dem Cover angedeutet, benutzt Kummer auch in diesem Werk farbliche Kontraste, um die Wirkung zu etablieren und Szenen in den jeweiligen Zeitlinien zu verorten. So zeigt beispielsweise die gesamte Zeit als ursprünglicher Lovebot und im Folgenden als Killer einen ausschließlich grünen Ton. Die minimalisierte Auswahl von zwei Grünschattierungen nehmen diesen Szenen ihre Dimension und zeigen klar, dass diese eine eher ungeliebte Erinnerung ist.

Die als positiv konnotierte Episode als Held und Ritter an der Seite der Prinzessin hingegen ist sogar mehrfarbig. Die Kolorierung verändert sich parallel zur Geschichte; anfänglich noch mehrfarbig, irgendwann grün und orange, zu blau und orange bis dann schlussendlich das maßgebliche Pink und Blau die Atmosphäre bestimmt. Dieser Wandel lässt sich klar auf die emotionale und mentale Verfassung des Helden beziehen. Am klarsten während des Höhepunkts des moralischen Verfalls des Prinzen zu erkennen. In seiner Panelstruktur ist dieser Comic sehr eindeutig und übersichtlich. Einige Male finden sich 9 Panelraster, kontrastiert von 3 Panel Seiten und anderen 5 oder 7 Panel Aufteilungen, die allesamt geradlinig strukturiert und umrandet sind.

prinz gigahertz 2
Fazit
Der zweite Band „Prinz Gigahertz – Knight of Love“ wird seinem Titel gerecht. Der tragische Protagonist wurde im Namen der Liebe „geboren“ und kämpfte Zeit seiner Existenz für ein Konzept von Beziehung, das er als Liebe erlernte. Die Figuren, die er auf seinem Weg berührt und mit denen er agiert, sind schlussendlich die Leidtragenden. Als tragische Figur, sich vor Scheu selbst ins Exil verbannend, bleibt Prinz Gigahertz allein. Wir Leser:innen werden es nicht bleiben, denn der Epilog deutet eine Fortsetzung an, die im Herbst erscheinen soll.
Pro
Eine klasse Erzählung mit simplem Design und aussagekräftiger Kolorierung.
Kontra
Etwas kurz und nichts bahnbrechend Neues.
8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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