Spider-Man 12 – Der Orden von Kinder

5. Oktober 2022
2 Minuten Lesezeit

Die von Nick Spencer geschriebene Serie nimmt nochmal Fahrt auf und begibt sich auf die Zielgerade. Mit den insgesamt 74 Ausgaben, die unter Spencer insgesamt erschienen sind, hat dieser einige Remakes ikonischer Geschichten vorgenommen und für Spider-Man wichtige Figuren neu gedacht. So auch in dieser Ausgabe „Spider-Man 12 – Der Orden von Kindred“.

Die Serie begibt sich allmählich auf das Ende zu und der lang angestaute Konflikt wird frei, wobei Spencer in diesem Paperback von Autor Matthew Rosenberg unterstützt wird. Der Rising-Star Federico Vincentini des Hauses Marvel hat dieser Ausgabe seinen Look geschenkt. Als Gastzeichner kann man sich Takeshi Miyazawas Kunst in zwei Heften zu Gemüte führen. Wie gewohnt wird auch diese Geschichte in gewohnter Druckqualität beim Panini Verlag veröffentlicht.

Die Fehler der Vergangenheit

Kindreds Identität ist gelüftet und droht, damit einige langjährige Konflikte wieder aufzubringen. Doch vorerst wird sich einem weiteren Erzfeind Spider-Mans gewidmet, dem Sin-Eater. Dieser fanatisch religiöse, egozentrische und machthungrige Bösewicht fiel vor seinem Anführer Kindred in Ungnade und wurde seiner Stellung bzw. seiner Aufgabe beraubt. Seine Kraft scheint nahezu am Ende, seine Fähigkeiten sind fast verschwunden und seine Schar aus faschistoiden Kultanhängern sitzt bis auf einige wenige im Gefängnis. Sin-Eater versichert ihnen eine florierende Zukunft und Rache am die Ideale verratenden Kindred.

Diesem hingegen gelang es, den Orden des Netzes (Miles Morales, Gwen Stacy, SpiderWoman, Silk, Spider-Girl und Madame Web), der in den vorigen Ausgaben als moralische und kampfbereite Unterstützung für Peter Parker vor Ort war, in hirnlose Spinnenmonster zu verwandeln. Sie marodieren in der Stadt und terrorisieren die Einwohner New Yorks. Erst Black Cat alias Felicia Hardy und der Magier Doctor Steven Strange finden über ein nicht gerade auf Vertrauen und Respekt basierendes Team-Up einen Weg, mit dieser Krise umzugehen. Die im Band 11 gestohlene Hand des Vishanti, die immer noch im Besitz Black Cats ist, wird dafür wichtig. Gemeinsam wollen sie die Spider-Menschen von ihrem Fluch befreien und den Orden des Netzes zum Kampf gegen Kindred mobilisieren.

Ein großer Teil dieses Paperback wird allerdings darauf verwendet, sich mit der Psyche des Dr. Norman Osborn zu befassen. Erstaunlicherweise ist dieser nun in psychologischer Behandlung und reflektiert seine Fehler der Vergangenheit, seine Schuld und sein Versagen für seinen Sohn Harry ein guter Vater zu sein. Osborn alias Green Goblin erhält in diesen Gesprächen einige ganz andere Aspekte, die der Figur ein breiteres Spektrum an Persönlichkeit und Tiefe verleihen.

Währenddessen zeigt sich das wahre Gesicht des Sin-Eater, der seine treuen Anhänger opfert, um Spinnenwesen zu füttern, die wiederum Morlun aus seinem Versteck locken sollen, um diesem dann mittels seiner Kräfte nehmenden Schrotflinte die Fähigkeiten zu rauben. So ausgerüstet, schraubt sich der Konflikt dieser drei Parteien weiter nach oben und bereitet den möglicherweise finalen Kampf aller Beteiligter vor. Der Ausgang, wie also die Figuren miteinander umgehen, welche Tode gestorben werden, ob überhaupt jemand sterben muss, das alles lässt sich noch nicht absehen und hält daher die Spannung oben.

Der Stil

Zu Federico Vincentini muss man, wenn man das letzte Jahr Marvel-Comics aufmerksam verfolgt, eigentlich nicht mehr viel sagen. Sein Stil ist kantig, folgt einer klaren Optik, ist reich an Details der Schraffur und in den gezeigten Oberflächenstrukturen und in den erstellten Szenarien sehr atmosphärisch. All das zusammengenommen macht dieses Paperback zu einem sehr ansehnlichen und gut rezipierbaren Comic.

Die Emotionalität der Figuren und ihren stetig anwachsenden inneren Konflikten wird viel Raum gegeben, was die Ambivalenz der Charaktere sehr gelungen nachzeichnet. Es sind Menschen, Schurke oder Held, und alle tragen eine Komplexität an Gefühlen in sich, die es Vincentini gelingt zu zeigen.

Nebst der einfühlsamen Momente kann der italienische Künstler aber natürlich auch das große Feuerwerk, die actionreichen Kampfszenen und eine für Spider-Man typische Akrobatik mit ästhetischer Raffinesse zu Papier bringen. Die Farbstimmungen wurden von Erick Arciniega und Marcio Menyz in geteilter Arbeit jeweils in zwei Heften und einer Kooperation eingefügt. Eine gute Abstimmung und vielschichtige Ebenen der Kolorierung machen diese Hefte allesamt sehr lebendig.

Fazit
Man merkt der Serie nun endlich wieder an, dass sie einem Ziel entgegen geht. „Spider-Man 12 – Der Orden von Kindred“ führt zum Glück einige liegengelassene Fäden zu einem Sinn ergebenden Netz zusammen und lässt sich dabei noch genug Zeit, Figuren zu entwickeln. Die Kommunikation der handelnden Charaktere birgt dabei immer wieder überraschende kleine Perlen. Der Zeichenstil Vincentinis unterstützt das Erzählte und hebt das zu Sehende auf ein ganz eigenes Niveau, das dem langjährigen Plan Nick Spencers eine authentische Atmosphäre schenkt. Dieser zwölfte Band wirkt wesentlich runder und stimmiger als viele vorige Ausgaben und erreicht mit seinem Versuch, den vermeintlich bösen Figuren eine menschliche Fehlbarkeit zuzuschreiben, eine selten zu findende Nahbarkeit. Der Wind steht gut, die Netze können eingeholt werden und endlich darf die längere Durststrecke dieser Reihe mit reicher Beute belohnt werden.
Pro
"Spider-Man 12 - Der Orden von Kindred revitalizes the series with a compelling narrative, intricate character development, captivating storytelling, and visually appealing art by Federico Vincentini, resulting in a well-rounded and satisfying installment."
Kontra
"The exploration of Norman Osborn's psyche adds depth, but the Sin-Eater subplot may feel stretched, and the uncertain resolution of conflicts, including potential deaths, leaves some elements open-ended."
9.4

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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