Sterne Sehen #2

21. November 2021
1 Minute Lesezeit

Die Fortsetzung des „Coming-of-Age“- Comics „Sterne sehen“ erschien knapp zwei Jahre nach dem ersten Teil beim Zwerchfell Verlag. Die Künstlerin Asja Wiegand führt die behutsam aufgebaute Geschichte einer Außerirdischen und einer liebgewonnenen Freundin stringent fort. Ebenso wie der erste Band ist dies ein kleinformatiges Paperback, gedruckt auf festerem, kartonähnlichem Papier.

Die Handlung

Die jungen Frauen Nina und Ela sind auf dem Weg in die Berge des Frankfurter (Main) Umlands. Angekommen auf einem Plateau mit Ausblick auf eine Anlage mit riesigen Satellitenschüsseln lassen sie sich vom Sonnenaufgang überwältigen. Sie verbringen mehr und mehr Zeit miteinander, doch etwas Beunruhigendes drängt sich Nina immer weiter auf. Ihr Blick wird von einer Schlagzeile gefesselt, auf der eine Ella als vermisst gemeldet wird. Diese soll aus der Klinik entwischt sein und wird seitdem von ihren Eltern gesucht. Es treten erste ernstzunehmende Zweifel an der Geschichte der außerirdischen Ela auf. Zudem kommt, dass Ninas Schwester Anne ins selbe Horn stößt und zusätzliche Verunsicherung befeuert.

Doch der Sommer ist heiß und die Abende lang und so genießen sie gemeinsame nächtliche Ausflüge zum See, in dem sie sich abkühlen und zum ersten Mal die Beziehung zu Ninas Familie angeschnitten wird. Ebenso zeigen sich die angesprochenen Fähigkeiten der Ela.

Allerdings gewinnt die Rationalität in Nina, befördert durch das Zureden ihrer Schwester Anne, und sie informiert die Polizei ob des Aufenthalts der vermissten Ella. Ein herber Rückschlag und Vertrauensbruch, welcher nicht ohne Konsequenzen bleiben soll. Jedoch muss an dieser Stelle gesagt sein, dass das Verzeihen durch Ela schon ziemlich reibungslos und ohne viel Aufsehen zu erregen geschieht.

Als stärkste und selbstoffenbarendste Szene dieses Bandes ist wohl das Gespräch zwischen den Schwestern zu bewerten. Darin wird klar, in welcher Art von Beziehung sie zu ihrer Schwester und der gesamten leiblichen Familie steht und dass sie diese im Grunde (aus nachvollziehbaren Gründen) nicht mehr möchte. Die Diskussion eskaliert und wird auf Nachrichtendienste weitergeführt, doch nicht mehr konsolidiert. Nina fasst einen Entschluss und möchte ihre Fehler wiedergutmachen. Schafft sie es, die vermeintlich Außerirdische mit dem sie rettenden Bruder zu vereinen, oder ist es doch alles eine Illusion einer Patientin eines psychiatrischen Klinikums?

Der Stil

Wie bereits im ersten Teil beschrieben, zeichnet sich der Stil von Asja Wiegand als sehr von Mangas inspiriert aus. Das Figurendesign, die Mimik und Gestik lassen dem großen Einfluss der japanischen Comics nicht viel entgegensetzen.

Auch dieser zweite Teil ist in Schwarz-Weiß gehalten. Einiges an Atmosphäre und Tiefe der Bilder wird durch die Nutzung von Rasterfolie und der teils schraffurartigen Schattierung erzeugt.

Entgegen der recht soliden zeichnerischen Ausführung im ersten Band scheinen in dieser Ausgabe einige Gesichtszüge ein wenig aus der Proportion.

Große Emotionen sind elementarer Bestandteil des Finales, so auch zeichnerisch. Die dicken Tränen fluten die Gesichter unserer Protagonistinnen.

Fazit
Tränenreich endet diese Geschichte auf einem Ton, der zwischen Fiktion, Gefühl und Realität schwingt. Die Thematiken Vertrauen und Verbundenheit sind zentral für diese zweiteilige Miniserie. „Sterne sehen“ nimmt einen bei sich auf, ohne leider allzu viel von sich zu verraten und führt einen dann freundlich, aber bestimmt zum Ausgang. Neben der alles überspannenden Frage, ob Ela wirklich aus dem All komme, behandelt Wiegand die Beziehung Ninas zu ihrer Familie. Die Szenen sind zwar groß angelegt und in ihrem Dialog auch konfrontativ, aber es wirkt leider nicht lange nach. Die Serie ist eine nette, kleine „Coming-of-Age“-Geschichte, die sicherlich für ältere Kinder, Frühpubertierende oder Comic-Neulinge einiges an Inspirationen zu bieten hat.
Pro
Eine nette, kleine "Coming-of-Age"-Geschichte, die sicherlich für ältere Kinder, Frühpubertierende oder Comic-Neulinge einiges an Inspirationen zu bieten hat.
Kontra
Die Szenen sind zwar groß angelegt und in ihrem Dialog auch konfrontativ, aber es wirkt leider nicht lange nach.
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Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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