Undiscovered Country 1: Schicksal

9. Januar 2021
2 Minuten Lesezeit
undiscovered country 1

„Mad Max“, „28 Days Later“ und eine Prise „Alien“ finden sich in diesem sagenhaft skurrilen Comic „Undiscovered Country 1 – Schicksal“ der Autoren Scott Snyder und Charles Soule.

Das vom Cross Cult Verlag bekannte und allseits geschätzte Hardcoverformat kommt mit seinen 176 Seiten prall gefüllt mit einer packenden Geschichte, einem Text zur Entstehung, einem die Ereignisse des Comics erklärenden Zeitstrahls und einer großen Covergalerie daher.

Das Cover, farblich dem Star-Spangled Banner angepasst, wirkt erst einmal nichtssagend und wenig reizvoll. Die ersten Seiten dieses Comics reißen einen dann jedoch sofort in die Welt der nahen Zukunft.

Das Setting und die Themen

Im Juli 2029 schotten sich die Vereinigten Staaten von Amerika von der Welt ab. Die politischen und nationalen Grenzen der Regierungen sind aufgehoben und zerschlagen, denn eine Pandemie mit dem Namen „Sky“ fordert Abertausende Menschenleben und führt die Menschheit an den Rand des Aussterbens.

Eine Nachricht aus den USA, die seit ihrer Abschottung kein einziges Signal an die Außenwelt übermittelten, hat die internationalen Gremien aufgeschreckt. Die EAA, die Euro-Afrikanische-Allianz, sowie die Panasiatische Prosperitätszone sammeln ihre besten Leute, um das versprochene Heilmittel für die Seuche sicher aus den USA zu transportieren. Dieses Team aus internationalen und divers talentierten Menschen soll nun in die ehemalige USA fliegen.

Filmisch großartig springt der Comic an genau diesem Punkt in die Handlung und bietet schon zu Beginn, wie auch im gesamten Verlauf des Comics, eine äußerst interessante Erzählstruktur.

Wie ein wilder Traum

Die Figuren werden konsekutiv in Rückblenden detailliert in ihren Motiven und Hintergründen beleuchtet, was das gesamte Ensemble bis zum Schluss spannend macht und ein großes Potenzial für die nächsten Bände liefert. In diesen werden auch den Teammitgliedern zugrunde liegende Themen, von Pflichtbewusstsein, dem Kampf für das Richtige, Loyalität, dem Glauben an etwas Größeres, dem ewigen Kampf des Überlebens der Menschheit und der Suche nach Wahrheit in die Geschichte eingegliedert.

Selbstredend läuft auf der Reise in die USA nichts so wie erwartet und sie müssen eine Bruchlandung fernab ihres eigentlichen Ziels vornehmen, wo sie auf eine Welt stoßen, die abgefahren skurriler nicht hätte sein können. Fischwesen, die durch die Wüstenebenen Kaliforniens in Zuggeschirren als Fahrzeugantrieb dienen, riesige Wurmwesen, die wie Pferde beritten werden, und Humanoide, die man so nicht mal in „Mad Max“ findet, sind dort ganz normaler Alltag.

Das Team trifft auf Uncle Sam, mit dessen Hilfe sie dem Heilmittel für die pandemische Seuche „Sky“ näherkommen wollen. Wie und ob dies gelingt, sollte wirklich selbst gelesen werden; man wird nicht enttäuscht und selten lässt einen die Spannung den Comic pausierend weglegen.

Der Stil

Vorgezeichnet wurden die ersten sechs Hefte von Giuseppe Camuncoli, die Tuschzeichnungen wurde von Daniele Orlandini in den ersten vier Heften und Leonardo Marcello Grassi in den letzten drei Heften gefertigt. Die Farben hat Matt Wilson beigesteuert. Alle drei Künstler haben einen fantastischen Job gemacht und einen wirklich lebendigen, detaillierten und ausdrucksstarken Comic erschaffen.

Die Farbgebung ist – den Szenen angepasst – entweder aufdringlich oder dezent. In ihren Schattierungen und Texturen hat sie Wilson liebevoll und mit dem Auge für die Feinheiten in Szene gesetzt.

undiscovered country 1
Fazit
Es ist eine sagenhaft kreative und überspitzte Version eines jeden Apokalypse-Films mit schrägen Monstern und Wesen, die unterhaltsamer und spannender gar nicht sein kann. Keine extreme Besonderheit, was den zeichnerischen Stil angeht, jedoch herausragend hochwertig und pointiert, wenn es darum geht, eine extreme Atmosphäre zu erzeugen. Den einzigen Kritikpunkt kann man darin finden, dass es dann doch in einigen Teilen sehr nostalgisch verklärende Aussagen der Figuren gibt. Wenn es um die ehemaligen Werte der Vereinigten Staaten und das Selbstbild der Amerikaner geht, lesen sich die Figuren manchmal selbst wie stolze und patriotische US-Amerikaner. Die Figuren bieten allerdings viel Platz für Fragen und noch mehr Entwicklungspotenzial für die kommenden Bände. Es wird bestimmt ein höllisch guter Ritt durch die ehemaligen USA und seinen merkwürdigsten Wesen.
Pro
Skurrile Apokalypse, spannende Erzählstruktur, atmosphärische Zeichnungen.
Kontra
Teilweise pro-amerikanische Tendenzen.
10

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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