Wildblumen

31. Mai 2021
1 Minute Lesezeit

Studien fanden heraus, dass selbst das Grün eines einzigen Baumes vor dem Fenster zu erheblich höherer Lebensqualität führt. Oft genug sind die Innenstädte der großen Metropolen alles andere als begrünt und idyllisch. In diesem Comicheft von Sascha Gallion wird ein dystopisches Szenario inmitten von Beton und Glas aufgemacht. Der Stuttgarter Zwerchfell Verlag hat diesen Comic auf Hochglanzpapier veröffentlicht.

Die Handlung

Wir befinden uns in einer von Industrie geprägten, fast vollständig betonierten und kargen Stadt. Die anonyme Stadt wird bewohnt von anonymen Menschen, die ihre Gesichter hinter einer Art Hockey-Maske verstecken. Der gesamte Comic ist, abgesehen von ein paar Geräuschen, komplett ohne Sprechblasen; also still.

Der namenlose Protagonist ist Blumenaktivist. Er hat immer ein Päckchen Wildblumen dabei und verstreut diese an leblosen Orten. In der namenlosen Stadt wurde auch bereits eine Sondereinheit zur Wiederherstellung des öffentlichen Raums eingerichtet, sprich der Zerstörung der bunten Blumen. Diese in Schutzanzüge gekleideten Einheiten schwärmen durch die Stadt, um das Werk des Protagonisten und der Natur zu bekämpfen.

Aufgrund einer eher zufälligen Begegnung folgt der maskierte Protagonist einer Frau, die wohl auch Guerilla-Gärtnerin ist. Doch kurz vor seinem Ziel verliert er ihre Spur. Wird er sie zwischen den vielen gleichfarbigen Fenstern und Hauseingängen doch noch finden können?

Der Stil

Der Comic ist sehr schlicht und minimalistisch in seiner Gestaltung. Alle schwarzen Linien, Outlines, Panels und Schraffuren sind in derselben Stärke gezeichnet. Es sieht aus, als wären sie mit Tintestiften oder Fineliner gezogen worden.

Die Oberflächen und ihre Strukturen sind ebenso minimalistisch gezeichnet. Einige Pünktchen und ein paar wenige Linien finden sich auch in den Panels, deren Ränder alle nicht ganz geradlinig oder sauber gezeichnet sind. Die Outlines der Figuren oder Gebäude ragen manchmal nur einige Millimeter über den Panelrand. Das erzeugt den sehr handgemachten Look dieses Comics.

Die Koloration ist zu weiten Teilen aus nur zwei Farben bestehend. Die farblichen Abstufungen von Blau und Grün geben dem Großteil dieses Comics die bedrückende monotone Atmosphäre. Schön zu sehen ist, dass wohl jedes Panel tatsächlich händisch koloriert wurde. Die mit Aquarellfarben kolorierten Panels sind in ihrer Sättigung und dem Strich alle einzigartig. Kleine Kritikpunkte sind einige perspektivische Ungenauigkeiten, die jedoch im Angesicht des skizzenhaften Stils nicht sehr ins Gewicht fallen oder störend auffallen.

Fazit
Sascha Gallions „Wildblumen“ ist ein feiner und sympathischer Comic. Die aufgebaute Dystopie der botanischen Zerstörung kommt überzeugend rüber und scheut den kritischen Blick auf unseren Umgang mit Natur nicht. Das Motiv, eine aufblühende bunte Welt in Verbindung mit anderen Menschen zu teilen, erzählt er gekonnt auch ganz ohne Worte. „Wildblumen“ ist ein kleiner gelungener Protest gegen Stahl und Beton.
Pro
Atmosphäre ohne Worte: Ein feiner und sympathischer Comic. Die aufgebaute Dystopie der botanischen Zerstörung kommt überzeugend rüber und scheut den kritischen Blick auf unseren Umgang mit Natur nicht. Ein kleiner gelungener Protest gegen Stahl und Beton.
Kontra
Einige perspektivische Ungenauigkeiten, die jedoch im Angesicht des skizzenhaften Stils nicht sehr ins Gewicht fallen oder störend auffallen.
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Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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