X-Men Legends 1: Der letzte Summers

23. Mai 2021
2 Minuten Lesezeit

Mit „Der letzte Summers“ hat sich Fabian Nicieza einen langjährigen Wunsch erfüllt. Als er in den 1990ern Autor der X-Men war, konnte er sein Konzept für die Mutanten nicht beenden, da er frühzeitig gekündigt wurde. Nun, knapp 30 Jahre später, hat er mit dem Zeichner Brett Booth einen Abschluss finden können. Die zweite Hälfte dieses vier Kapitel langen Paperbacks haben Louise und Walter Simonson inhaltlich und zeichnerisch gestaltet.

Der Handlung

Die erste Hälfte versprüht von Anfang an Retro-Charme, mit Off-Sprecher-Boxen, die oftmals ein wenig mehr erklären, als es vielleicht für das Panel nötig ist. Auch die Dialoge und Zeichnungen, die dem Stil des Covers identisch sind, präsentieren eine Welt der X-Men, wie sie heute nur selten anzutreffen ist. Da diese zwei Kapitel einen Abschluss zu einem drei Jahrzehnte zurückliegenden Ereignis bilden sollen, lohnt sich vorab der Blick in den redaktionellen Text von Thomas Witzler.

Die Gebrüder Summers, Alex Summers alias Havok und Scott Summers alias Cyclops, bekämpfen eine Splitterfraktion der Shi’Ar. Diese abtrünnigen Kämpfer der Imperatorin Lilandra wollen die Erde unterjochen. Sie stoßen dabei auf Gegenwehr durch die zwei X-Men. Zudem kommt hinzu, dass die Brüder wohl einen vermissten dritten Bruder haben, den von den Shi’Ar entführten Mutanten Adam Summers. Dieser wurde von einem General der Shi’Ar auf einer entfernten Welt großgezogen und ausgebildet. Schon früh fühlte er sich zu niemandem zugehörig, ein klassisches Motiv der X-Men. Etwas zu schützen, was einen fürchtet oder sogar hasst, ist das Kernmotiv und Motto der X-Men seit jeher.

Es treten noch weitere Summers auf. So zum Beispiel Cable, alias Nathan Summers, der Vater der Brüder Cyclops und Alex, namentlich Christopher Summers alias Corsair und einige andere Verwandte. Sie kollidieren miteinander, um schließlich gemeinsam die Bedrohung der rebellischen Shi’Ar zu bekämpfen. Das Ende gibt den Figuren einen wohlgesonnenen Abschluss, ohne dabei allzu schwere Konsequenzen mit sich zu führen.

Ganz am Ende dieser zwei Kapitel hat ein Team der New-Media von Marvel und David Powell einen Stammbaum der Summers aufgestellt. Dies hilft beim Verständnis der aktuellen X-Men Titel sowie den zwei vorangegangen Kapiteln.

Die zweite Hälfte, die im inhaltlichen und illustratorischen Kontrast zur ersten steht, erzählt eine Geschichte über einen doppelbödigen Plan des Apocalypse. Dieser schickt den die X-Men hassenden und unsterblichen Cameron Hodge in einem modifizierten Roboterkörper zu den X-Men auf die Entität „Schiff“, (ein Flugschiff mit dem Namen „Schiff“, das eine eigene Intelligenz besitzt und seine Form verändern kann). Nachdem „Schiff“ einen Fehler im System hat und alles verrückt spielt, tritt auch noch Hodge auf, um auf Geheiß des Apocalypse die X-Men zu erledigen. Ob es ihm gelingt und ob Apocalypse vielleicht sogar andere Motive im Verdeckten hegt, erfährt man auf den letzten Seiten dieser zwei Kapitel.

Der Stil

Die ersten zwei Kapitel sehen sehr cool aus. Sie strahlen die nötige Rauheit und einen gewissen Retro-Charme aus, um der Geschichte alles zu geben, was sie braucht.
Die Fähigkeiten der Summers sind allesamt fantastisch dargestellt und die Umgebungen und Figuren haben einen selten gesehenen Detailgrad, der sehr viel Spaß macht, anzusehen.
Auch die Splashpages und Action-Sequenzen sehen sehr schön aus, sind nachvollziehbar und zeigen eine gewisse Dynamik.

Ganz anders die zweite Hälfte dieses Paperbacks. Angefangen bei den teils absolut undurchsichtigen Kampfszenen, bei denen man leider nur schwer erkennt, was dort gerade passiert. Weiter mit den Figuren, die vom Design an die frühen Werke erinnern, es aber eben nicht schaffen, diesen Stil in den anscheinend angestrebten eigenen Stil zu wandeln. Kleinere Panels nehmen sich die Freiheit, ganz grobe Zeichnungen zu zeigen, in denen die Gesichter der Figuren nur angedeutet werden oder schemenhafte Bewegungen gezeigt werden.

Fazit
Der erste Teil ist im Stil überzeugend und sehr ansehnlich. Ist man nicht thematisch sattelfest, kann es trotz der redaktionellen Einführung sehr verwirrend und belanglos erscheinen. Die Shi’Ar haben aktuell eine nicht so große Relevanz für die X-Men und die Verstrickungen mit diesen haben daher auch nicht so eine große Bedeutung. Für den kennenden Leser, der schon viele Jahre die X-Men verfolgt, kann dieser erste Teil einen Abschluss liefern, den man sich lange erhoffte. Denn ganz klar erkennbar ist, dass hier etwas beendet wird. Der zweite Teil scheint wirklich sehr egal. Man erfährt nichts bahnbrechend Neues über irgendeine der Figuren und der Versuch, dynamische Actionsequenzen darzustellen, gelingt gar nicht. Die Dialoge sind zudem irgendetwas zwischen anachronistisch und plump. Sie kommen einfach nicht an die thematische Finesse heran, die derzeit in den laufenden Serien Hickmans präsentiert wird. Ein Comic zwischen Retro-Charme und Aktualität, dem es leider nicht gelingt, in der Gänze zu überzeugen. Es bleibt abzuwarten, was in den folgenden Bänden der „X-Men Legends“ erzählt werden wird.
Pro
Ein Comic zwischen Retro-Charme und Aktualität mit einer sehr stark illustrierten ersten Hälfte. Als Zugabe ist ein Stammbaum der Summers-Familie inkludiert, der beim Verständnis hilft.
Kontra
Sehr schwache illustratorische wie auch inhaltliche zweite Hälfte.
5

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Über Hünerfürst.de

Einer der bekanntesten deutschen Netzkultur Blogs seit 2009. Nils Hünerfürst und seine Familie schreiben hier auf Hünerfürst.de über Technik, Kultur, Essen und Videospiele.

Über den Autor

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

Sportwetten Tipps von Overlyzer
Vorheriger Beitrag

Vieles über Kryptowährungen – Der CO2-Abdruck – Teil 5

Nächster Beitrag

Vieles über Kryptowährungen – Wie kaufe ich Kryptocoins? – Teil 6

Letzten Beiträge von Blog

Der Magische Fisch

Der Comic „Der magische Fisch“ richtet sich, wie das Programm des Imprints Crocu des Ludwigsburger Verlags Cross Cult, ganz explizit an ein
Batman Justice Buster 2

Batman Justice Buster 2

In „Batman Justice Buster 2“ führt der Autor Eiichi Shimizu mit dem Zeichner Tomohiro Shimoguchi fort was sie im ersten Band groß

Dark
Light