Der Kultklassiker „Batman – Killing Joke“ inspirierte mit seinem berühmten Zitat über den einen schlechten Tag eine ganze Reihe von One-Shots. Dieser letzte „Batman – One Bad Day: Ra‘s Al Ghul“ beendet diese DC-Comics Auskopplung zu den legendärsten Superschurken rund um Batman. Es scheint mehr oder minder bezeichnend, dass Ra‘s Al Ghul, geschrieben von Tom Taylor und gezeichnet von Ivan Reis, den Abschluss dieser One-Shot-Serie bilden soll. Dieser ist der wohl älteste Gegenspieler und Erzfeind Batman’s, mit seinen knapp 700 Jahren Lebenszeit. Warum diese Lebensspanne einmal mehr von Bedeutung ist, lässt dieser bei Panini erscheinende Comic nicht unerwähnt.
Eine andere Perspektive auf das Leben
Ra’s Al Ghul, was so viel bedeutet wie „Dämonenhaupt“, gehört zu den längst lebenden Schurken des DC-Kosmos. Mit Hilfe der Lazarus Gruben, einem Ort gefüllt mit wundersamer Flüssigkeit, die das Leben verlängert und Krankheiten heilt, erlebte Ra’s viele Phasen der Menschheit. Von Anbeginn seines mit der Natur verbundenen Lebens, bis in die moderne Urbanität hinein, prägte sich die Menschlichkeit vor allem durch eines: Unmenschlichkeit. Der Egoismus und die Gier sind dafür verantwortlich, dass der Planet dem Menschen unterlegen ist. Den Prognosen der Wissenschaft zu Folge hält die Erde dem Druck nicht mehr lange stand. Nach dem schmerzhaften Abschied seiner letzten Gefährtin, einer hunderte Jahre alten Wölfin, macht Ra’s sich daran seine Rache zu nehmen.
Es sterben nun in kurzer Zeit die Köpfe der reichsten und mächtigsten Unternehmen, denen man ganz nüchtern betrachtet einen großen Anteil an der maßlosen Ausbeutung der Welt zuschreiben kann. Die scheinbar natürlichen Tode gehen jedoch nicht spurlos vorüber, denn der weltbeste Detektiv alias Batman, wittert einen finsteren Plan. Mit der Hilfe von Robin geht er den unerklärlichen „Unfällen“ nach und stößt zügig auf den Urheber. Doch damit nicht genug. Dieser Robin ist der leibliche Sohn Bruce Waynes und der Tochter Ra’s Al Ghuls. Es entsteht also eine Art Familiendrama, in welches sich Batman und Damian Wayne alias Robin auch einige unbedingt lesenswerte Vater-Sohn-Momente perfekt einfügen.
Es gibt nur eine Lösung für das Problem Ra’s A Ghuls: Batman darf die Pläne die Welt vom Unheil der Zerstörung nicht durchkreuzen und muss für kurze Zeit sterben. Ob diese radikale Entscheidung umgesetzt werden kann und wie dies geschehen soll, rät sich zwingend in diesem sehr gelungenen One-Shot nachzulesen.
Zwischen Zerstörung und Liebe
Die Illustrationen von Ivan Reis überzeugen in allen Belangen. Ihm gelingt es die Dunkelheit, die Verwerfungen der Figuren, die Schwere und Tragik der Akteure einzufangen. Ebenso zeichnet er aber auch subtil eine immer währende Zuneigung der Figuren für einander in deren Gesichter.
Ein großer Teil dieses One-Shots zeichnet sich durch die Rückblenden und Monologe des Titelhelden Ra’s aus, die atmosphärisch dicht und reich an Details einem alles vermitteln, das man zur schnellen Identifikation mit Ra’s braucht. Taylor und Reis schaffen es diesen Erzfeind Batmans als nahbar und sogar fast altruistisch zu charakterisieren.
Wer nun zweifelt und sich nach Action sehnt, dem wird natürlich auch geliefert, was man von Batman erwartet. Große Kämpfe, schonungslose Gewalt und fantastische Splash-Pages können den geneigten Fan entzücken. Reis greift außerdem auf einige bekannte Bilder der Batman-Historie zurück, die dem oberflächlichen Batman-Fan möglicherweise aus Klassikern irgendwie bekannt vorkommen könnten. In jeder Hinsicht wohl eines der besten Exemplare der „Batman – One Bad Day“ Reihe.