Wie würden wir Menschen handeln, wüssten wir darum unsterblich zu sein? In „The Many Deaths of Laila Starr“ wird das Thema Tod in allen möglichen Facetten beleuchtet. Der aus Indien stammende Comic-Star Ram V schreibt in dieser Geschichte eine persönliche Aufarbeitung mit dem Sterben, wie man sie wohl selten zu sehen bekommt. Die großartige visuelle Umsetzung dieses Materials hat der Portugiese Filipe Andrade beigesteuert und er verzaubert uns damit schlichtweg. Dieser One-Shot erscheint beim Verlag Cross Cult als Hardcover und bietet nebst der hochwertigen Ausführung noch ein dringend zu empfehlendes Interview mit Ram V.
Am Anfang war der Tod
In „The Many Deaths of Laila Starr“ erzählt uns die anfangs namenlose Laila von ihrem Schicksal als der Tod. Denn wie es die Fügung will, entdeckt der in Mumbai lebende Darius im Laufe seines Lebens das Geheimnis der Unsterblichkeit. So wird Laila, sie ist die Göttin des Todes, zum Gott aller Götter vorgeladen und erfährt von ihrer Kündigung. Im Büro, hoch oben über den heiligen Landen, kann sie es nicht glauben, ist wütend und empört und schwört sich das Schicksal selber in die Hand zu nehmen. Sie will den Menschen umbringen, bevor diese Entdeckung der Unsterblichkeit jemals passiere.
Laila erhält einen menschlichen Körper und wacht in einem Krankhaus in Mumbai auf. Es ist der Tag der Geburt des Darius. Mit eifrigem Wahn und durchdringender Absicht nähert sie sich dem Babybett. Dort liegt der Grund ihrer Entlassung. Sie hat nun die Möglichkeit diesen vorzeitig aus dem Leben scheiden zu lassen. Doch sie kann es nicht. Das Krankenhaus in Aufruhr gebracht zu haben, stürmt sie durch die Flure hinaus auf die Straße, ein Lastwagen erfasst sie und stirbt. Dies war der erste der vielen Tode von Laila Starr.
Eine weitere Chance
Der Gott des Lebens holt sie nach einigen Jahren des „Schlafs“ wieder in das Leben zurück. Laila erhält eine zweite Chance, um ihrem Anliegen den Entdecker der Unsterblichkeit zu ermorden, nachzugehen. Mittlerweile ist dieser schon ein Junge, der selber in den Kontakt mit dem Tod gekommen ist. Fortan werden diese Zwei sich über viele Jahrzehnte immer wieder begegnen und ihre ganz eigene Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit und der Trauer verhandeln.
Es entstehen empfindsame Dialoge, philosophische Ansätze und emotionale Momente. Diese Art der Erzählung und die visuelle Aufbereitung verbinden sich zu einer umfassend ergreifenden Geschichte. Trotz der häufig als pathetisch und klischeebeladenen Beschäftigung mit Trauer und dem Tod als kulturelles Phänomen gelingt „The Many Deaths of Laila Starr“ genau das Gegenteil. Ram V verarbeitet und analysiert seine eigene Geschichte, das Dasein in dieser pluralistischen Welt und der Suche nach Bedeutung auf seine ganz eigene Weise.