Eine Rucksackreise durch Japan – Dreiundzwanzigster Teil – Der Schrittzähler bleibt stehen

4. August 2024
9 Minuten Lesezeit
  1. Eine Rucksackreise durch Japan – Erster Teil – Die Ausfahrt „Nichtraucher“
  2. Eine Rucksackreise durch Japan – Zweiter Teil – die ersten Schritte
  3. Eine Rucksackreise durch Japan – Dritter Teil – auf die inneren Werte kommt es an
  4. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierter Teil – Sprachbarrieren
  5. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfter Teil – Zu Gast bei Familie Takahashi
  6. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechster Teil – Heiß, Heißer, Onsen
  7. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebter Teil – It’s a Long Way From Home
  8. Eine Rucksackreise durch Japan – Achter Teil – Kontraste
  9. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunter Teil – Allein unter Tausenden
  10. Eine Rucksackreise durch Japan – Zehnter Teil – Yukatas, Trommeln und eine Erkenntnis
  11. Eine Rucksackreise durch Japan – Elfter Teil – Ein langes Gespräch und wenig Bewegung
  12. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwölfter Teil – Mitten im Nirgendwo
  13. Eine Rucksackreise durch Japan – Dreizehnter Teil – Die Magie der Zeit
  14. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierzehnter Teil – Klima, Verkehr und ein Paar auf Hochzeitsreise
  15. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfzehnter Teil – Die Stadt des Tons
  16. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechzehnter Teil – Eine Zeitreise
  17. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebzehnter Teil – Kyoto, die Stadt der Reizüberflutung
  18. Eine Rucksackreise durch Japan – Achtzehnter Teil – Ein Tag in der Mall und eine Massage
  19. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunzehnter Teil – Die Suche nach Tee und das Nachtleben
  20. Eine Rucksackreise durch Japan – Zwanzigster Teil – Körperlich ausgelaugt
  21. Eine Rucksackreise durch Japan – Einundzwanzigster Teil – Ein Tag im Nebel
  22. Eine Rucksackreise durch Japan – Zweiundzwanzigster Teil – Mit Höchstgeschwindigkeit zur Regeneration
  23. Eine Rucksackreise durch Japan – Dreiundzwanzigster Teil – Der Schrittzähler bleibt stehen
  24. Eine Rucksackreise durch Japan – Vierundzwanzigster Teil – So viel Zeit und doch nichts passiert
  25. Eine Rucksackreise durch Japan – Fünfundzwanzigster Teil – Besserung und neue Pläne
  26. Eine Rucksackreise durch Japan – Sechsundzwangzigster Teil – Hören-Sagen
  27. Eine Rucksackreise durch Japan – Siebenundzwanzigster Teil – Narita
  28. Eine Rucksackreise durch Japan – Achtundzwanzigster Teil – Eine zufällige Bekanntschaft
  29. Eine Rucksackreise durch Japan – Neunundzwanzigster Teil – Die letzten Einkäufe
  30. Eine Rucksackreise durch Japan – Dreißigster Teil – Die Rückreise & Abrechnung
Rucksackreise-Japan23

Der Zeit des Zubettgehens entsprechend, wachte ich zerknittert und noch etwas müde am Vormittag auf. Mein Körper gewöhnte sich daran vor 10 Uhr aus dem Zimmer des Vortages verschwunden zu sein. Da ich nun schon mal wach war, machte ich mich auf zum Frühstück. Dafür kramte ich zum ersten Mal die Flip-Flops aus meinem Rucksack, schmierte die Salbe ins Fußbett und schlurfte, noch nicht ganz bei mir, in meiner Nemaki in den Frühstücksraum. In der Lobby lag Toast mit zweierlei süßem Aufstrich bereit, stand eine Miso-Gemüsesuppe in einem warm haltenden Behälter und es floss endlos viel frischer Kaffee und Saft. Mehr brauchte es nicht, um mich zufrieden zu stellen und so schlemmte ich so lange bis mein nach Energie lechzender Magen genug hatte.

Ich traf einige Menschen wieder, denen ich am Vorabend grüßende Blicke zuwarf, da ich sie auch Deutsch reden hörte und man sich ja schon irgendwie aus einer seltsamen Verbundenheit heraus zumindest grüßend in den entferntesten Ländern zusammenfand. Mich am Frühstück erfreuend, hielt ich Ausschau nach möglichen Gesprächspartnern für diesen Tag, denn ich würde diesen fast ausschließlich im Hotel verbringen.
Immobil und körperlich darin eingeschränkt die großen Entdeckungstouren zu machen, beschloss ich mich ganz und gar der Regenration zu verschreiben. Ich würde schlafen, wenn ich müde wurde, essen, wenn ich hungrig war und etwas am Tagebuch und den bisher gemachten Fotos arbeiten, wenn ich Lust danach verspürte. Letzteres sollte meine erste Tätigkeit des Tages werden.

Das Tablet aus dem Zimmer geholt, das Kartenlesegerät und die SD-Karte parat, machte ich mich daran einen großen Teil der Fotos zu sortieren und mir einige Lieblinge auszusuchen. Die ersten Stunden verliefen gut und effizient. Ich lernte besser mit der Applikation umzugehen und freute mich mehr und mehr darüber, nun auch als fotografierender Mensch unterwegs zu sein. Hätte ich damit nur etwas früher angefangen. Denn, wenn ich nun ein Fotoalbum meiner Vergangenheit hätte erstellen müssen, war ich mir sicher, dass sich so manche nicht dokumentierte Lücke meines Lebens auftat. Schade eigentlich, dachte ich auf der einen Seite. Andererseits hatten mein immenses Desinteresse an der Fotografie und der visuellen Selbstdarstellung so große Ausmaße angenommen, dass ich bisher nie etwas vermisste. Wie auch, wenn ich nicht wusste, was ich vermissen hätte können. Es sollte sich in der Zukunft jedoch zeigen, dass ich leider kein Fotograf mit Herzblut werden würde, da ich monatelang nicht einen Moment daran dachte ein Foto mit der Kamera zu schießen.

In diesem Augenblick jedoch, dort in Tokio in der Lobby des Sakura Hotel Jimbocho sitzend, empfand ich es als eine mir selbst geschenkte Freude. So konnte ich schon knapp 10 Tage vor meiner Abreise einen großen Teil meiner Erlebnisse in eine sinnvolle Abfolge bringen. Es war mir zwischendurch schwer gefallen, die Zugfahrten, die Unterkünfte und die jeweilige Szenerie voneinander abzugrenzen und in der Erinnerung nicht miteinander zu vermischen. So bearbeitete ich den ersten großen Haufen meiner Fotos bis das Akku des Tablets alle war. Ich schloss mich der Verfassung des Arbeitsgeräts an, denn auch meine Batterien waren fast leer und legte ich mich nach einigen Stunden der Arbeit einfach nochmal hin.

Der im Schatten meines Gewissens tobende Aufruf doch die Stadt erobern zu müssen, spukte in meinem Kopf herum. Auf dem Weg zum Bett wurde mir abermals körperlich bestätigt, dass ich gar nichts erobern sollte. Um nicht immer wieder auf die wunden Stellen des Fußbetts treten zu müssen, zog ich die Flip-Flops an den Füßen über den Boden und versuchte nur auf dem Rand des Fußes, also den Außenkanten zu laufen. Dieses laute über den Boden schleifen meiner Schuhe war mir ein wenig unangenehm und ich mochte die Art und Weise von den anderen Gästen angesehen zu werden nicht. Manche der Blicke drückten Mitleid aus, wieder andere zeigten eine gesunde Skepsis, die mir mehr das Gefühl gaben Hypochonder zu sein und nur ein schlechtes Spiel zu mimen. Ich versuchte mit eindeutiger Mimik und Körpersprache zu bestärken, dass ich kein Drama spielte oder etwas vortäuschte, obwohl ich genau damit ein Drama vom Kranken spielte und etwas vortäuschte. Es war im Grunde egal, was ich oder andere in diesem Moment dachten. Die Realität gestaltete sich eben so, dass ich nicht im Stande war, geschweige es der Regeneration wegen versuchen sollte, längere Strecken zu laufen.

Mich zu Bett legend, die Füße und Beine erneut eingeschmiert, fiel ich recht zügig in tiefen Schlaf. Etwas, das ich schon mehrfach beobachtete, trat auch bei diesem Mittagsschlaf ein: ich träumte. Seltsam, dass ich mich fast ausschließlich in jenen eingeschobenen Schlafphasen am Nachmittag an meine Träume erinnern konnte. Was genau ich in diesem Traum erlebte, weiß ich nicht mehr zu rekonstruieren.

Einige Stunden später, es war bereits früher Abend, wachte ich wieder auf. Ich merkte, dass sich die wunden Stellen an meinem Körper langsam zu beruhigen schienen. Die Lotion kitzelte und britzelte schließlich so gut wie jedes Mal heftigst, wenn ich sie auf die Haut auftrug. Es schien mir daher logisch einen schnell mit dem bloßen Auge erkenntlichen Effekt auch fühlen zu müssen. Auf meinem Weg in die Lobby, wo ich einige andere deutschsprachige Gäste traf, überlegte ich bereits, ob ich es schaffte ein warmes und nicht in einem Convenience-Store gekauftes Essen zu genießen. Ich suchte mir also das nächstgelegene Ramen-Restaurant und machte mich nach einigen Stunden der Gespräche mit mehreren Gästen auf den Weg.

Laut Google-Maps hätte ich zu Fuß ungefähr 10 Minuten gebraucht, in meiner Realität waren es dann fast 20 Minuten des langsamen Schleichens. In besagten Flip-Flops die Füße behutsam über den Boden gleiten lassend, schleppte ich meinen Körper durch die kleinen Straßen in der Nachbarschaft. Das Restaurant war sehr unscheinbar und klein. Gerade mal 10 Leute saßen darin, eng nebeneinander aufgereiht an einem hüfthohen Tresen oder an den zwei darin stehenden Tischen. Wiedermal bestellte ich am Automaten, der mit einigen Bildern der angebotenen Gerichte versehen war und mir die Bestellung erleichterte.

Ramen als solches ist eine Symbol-Speise. Sie stammt in seiner Grundidee wohl aus China. Bisher kann sich die historische Forschung nicht gänzlich festlegen, ob das Grundrezept der Nudelsuppe bereits im 17. Jahrhundert nach Japan kam oder es erst zum Ende des 19. Jahrhunderts. So oder so ist die Ramen eines der meist konsumierten Speisen von Schnell-Imbissen in Japan. Daraus entspringt übrigens auch ein unerwartetes Ressourcen- und Umweltproblem, die jährlich rund 24 Milliarden verwendeten Einweg-Stäbchen (waribashi = 割り箸). Für die wachsende Beliebtheit der Ramen verantwortlich scheint vor allem die Nachkriegszeit maßgeblich. Doch schon innerhalb der kommenden Jahrzehnte veränderte sich die Bedeutung dieser heute als Nationalgericht (neben Sushi) zu wertenden Köstlichkeit. Von der notwendigen Speisung während des Wiederaufbaus ganzer Städte, bis hin zum beliebtesten Fast-Food war der Weg nicht lang.

Heute finden sich in vielen Metropolen der Welt Restaurants, die ihre Suppen unter dem Label „Ramen“ verkaufen. Ich musste aber feststellen, dass ich noch nie so leckere und in seiner Essenz anders schmeckende Suppen gegessen hatte, wie am Ort seines Ursprungs. Alles bisherig Gegessene schien mir fortan nur wie ein Abklatsch, wobei so manche „Ramen“ fast eine Beleidigung gegen die mutigen Kunden war. Solche miserablen Ramen sind der Grund, warum manche neugierigen Menschen abgeschreckt gegen jede weitere Verkostung dieses perfekten Gerichts waren und auf ihrer kulinarischen Entdeckung für immer verloren gingen. Sie wussten nicht, was sie verpassten. Denn die Welt der Ramen bot scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten. Allein in Japan konnte man die Menschen nach ihrer Vorliebe für die Nudelsuppe unterscheiden und dem Land zuordnen. Je nach Ort und Region dieses Landes veränderten sich die Zubereitung und Zutaten teilweise gravierend. „Alle“ behaupten natürlich, dass ihre lokale Variation der Ramen die Beste sei.

Ich wartete nur kurz auf meine Suppe, trank dazu einen warmen Tee. Meine Gedanken schweiften umher, mal war ich mit meiner Regeneration beschäftigt, mal hing ich den Gesprächen in der Lobby nach, ein anderes Mal dachte ich daran, dass ich bald wieder zurück nach Berlin musste. Letzteres war mir das Unliebsamste. Ich fasste den Entschluss irgendwann nochmal nach Japan zu reisen. Gern im Herbst oder Frühling, wenn man nicht schon am Morgen wegen der hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit zerlief.

In jene immer noch drückend, warme Luft schritt ich nun zurück, begleitet von Danksagungen und guten Wünschen der hinter dem Tresen stehenden Mitarbeiter. Jenes Abschiedszeremoniell war im Übrigen nicht ungewöhnlich. Jeder Gast verabschiedete sich mit laut ausgesprochener Danksagung, einer hundertfach gehörten Floskel, die dennoch einen gewissen respektierenden Umgang kultivierte. Auch wenn man sich fragen kann, ob der ritualisierte Respekt, die Floskel, die soziale Norm von Innen hohl und nur der Konventionen nach aufrecht erhalten wird. Man denke an das „how are you doing?“ aus den USA, bei dem kaum jemand wirklich auf eine ehrliche Antwort wartete, noch etwas beim Aussprechen fühlte.

Nachdem ich auch nur diese kurze Zeit gesessen hatte, wollten meine Füße nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen. Selbst das über den Boden ziehen der Flip-Flops, half nicht mehr. Also nahm ich diese einfach die Hand und lief auf dem unregelmäßigen, wenn auch glatten Asphalt barfuß zurück zum Hotel. Das Gefühl des noch warmen Asphalts war angenehmer als die immer an den selben Stellen reibenden Schuhe. Ein kleiner Umweg zu einem Convenience-Store schien mir dennoch ein Pflichtbesuch, schließlich brauchte ich ja einen Nachtisch. Alles für den Genuss.

Wieder in der Hotel-Lobby sitzend, entspann sich ein Gespräch mit drei Deutschen. Die teilnehmenden Parteien waren zwei allein Reisende aus Bayern und ein mit der Familie reisender Münsteraner. Die zwei Bayern, ohne hier große Vorurteile gegen Süddeutsche zu schüren, waren Abbilder ihrer Herkunft: Konservativ, wohlhabend/privilegiert und sich dessen nicht bewusst und sehr dem Bier zugeneigt. Im Verlauf unserer Unterhaltung bewegten wir uns durch viele Themen, meist waren sie nicht politischer Natur. Als an einem anderen Abend dann aber die Politik in Deutschland auf den Tisch kam, schlugen zwei verschiedene Weltbilder aufeinander.
Es entwickelte sich eine politische Streit-Diskussion, die ich versuchte möglich faktenbasiert und sachlich zu führen und dabei auf emotionsgeladenes, zunehmend angetrunkenes Stammtisch-Schlagzeilen-Schmettern stieß. Der erklärte politische Feind der Konservativen wurde mit Häme abgewertet, die jedweder Grundlage noch Hintergrundwissen bezeugte. Nach wenigen Sätzen merkte ich, dass diese Unterredung weder mich noch die gegenübersitzende Partei zu etwas führen würde, außer einer ablehnenden Haltung des Anderen.

Im Entferntesten war dies ein trauriges Gleichnis für die Diskussionskultur dieser Tage in Deutschland. Man warf sich Aussagen an den Kopf und verteidigte seine eigene Position, anstelle dessen man versuchte der Argumentation und den Fakten aller anderen Beteiligten zu folgen. Vielleicht würde daraus ja eine neue Art der Verständnis erwachsen. Am schwierigsten für sehr viele Menschen, die sich an einer solchen Diskussion beteiligten, schien im richtigen Moment nichts zu sagen. Vorschnell und eifrig nahmen sie Positionen ein, schlugen sich auf diese oder jene Seite und versuchten selten ihre Ansichten in sich zu hinterfragen und daher selten eine authentische, eigene Stellung zu beziehen, da man keine Zeit mehr besaß, um sich und seine Meinung zu überdenken. Ein aus einer fassettenreich geführten Diskussion war meist eine nicht eindeutige Antwort auf eine Frage. Das daraus entstehende Gefühl der Ambivalenz, der Uneinigkeit und der facettenreichen „Wahrheiten“ war wohl nicht einfach genug, um es dabei stehen zu lassen.
In diesen diffusen Zeiten, der immer schneller und diverser werdenden Gesellschaft, schien es fast so, als bräuchten viele Menschen zur eigenen Orientierung wieder klare Abgrenzung von „Gut“ und „Böse“. Nicht zuletzt das Erstarken der Radikalen, sowohl links als rechts, weist zumindest daraufhin, dass sich Feindbilder vermehrt vermarkten lassen. Dabei soll an dieser Stelle nicht über die Intention und die für die Welt zu erreichenden Veränderungen irgendeiner Ideologie geurteilt werden, wobei man doch festhalten sollte, dass rechte und rechtsradikale Weltansichten nicht in eine diverse und freie Gesellschaft der Zukunft gehören können. Rechte kämpfen gegen Menschen, Linke gegen Systeme. Wähle deinen Feind klüger als Rechts. Viele der konservativen und nahezu alle rechtsradikalen Einstellungen erwehren sich der Veränderung, der Öffnung ihrer eigenen Vorstellungen zum Leben und der Perspektive in eine Zukunft, die anders sein würde, als die Gegenwart, losgelöst von Angst und dem Anspruch eine imaginäre Macht über andere Menschen zu erhalten.

Genug mit der Politik, dachte ich mir auch, als ich dort in der Hotel-Lobby stand, mehrfach andeutete nun schlafen zu gehen und mich doch nicht losreißen konnte, da erneut irgendein haltloses Beispiel in den Raum geworfen wurde, das meine Position entkräften hätte sollen. Ich hätte schon früher schlafen gehen können, dachte ich mir, seufzte innerlich und erwiderte das Gespräch ein ums andere Mal. So stand ich dort fast eine Dreiviertelstunde, nicht weil ich es wollte, sondern weil ich nicht verstehen oder akzeptieren konnte, dass Menschen eines mir ähnlichen Alters und sprachlicher Herkunft tausende Kilometer vom politisch ausdiskutierten Land entfernt, so altbackene Ansichten als ihre Wahrheit präsentierten. Zum Glück verstand uns kaum jemand im Hotel. Die Lobby hatte sich eh geleert, da wohl niemand Lust hatte auf angespannt diskutierende Deutsche. Jeder weiß, wie die deutsche Sprache auf andere Menschen wirken kann, wenn man nur vom Klischee aus Internetvideos ausgeht.

Ich zog die Reißleine und verabschiedete mich schlussendlich, um zügig in meinem Zimmer zu verschwinden. In Ruhe dort sitzend, mir den Körper mit der kitzelnden Wundersalbe einschmierend, versuchte ich die Aufregung und Bestätigung meiner eigenen Vorurteile gegenüber des Südens Deutschlands abzustreifen. Es gelang mir nur zu Teilen. In die Nemaki eingewickelt, die Füße unter der Decke herausgestreckt, lag ich dort noch einige Minuten wach.

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

2 Comments

    • Hehe :) Die meiste Zeit griff ich auf den schon vielseitig beschworenen Baumkuchen zurück, wobei ich hier und da ein Melon-Pan, so einen Castella Kuchen (dieser fluffige gelbe, auch wobbly-cake bezeichnet) eine bunte Mischung Mochis oder einfach Schokolade verdrückte.

      Im Grund belief es sich auf reproduzieren von BILD-Schlagzeilen, die zur damaligen Zeit Grünen-Bashing betrieben haben. Somit war es eine Hochhalten der CDU/CSU und ein diffamieren der in der Summe doch recht produktiven Rot-Grün-Gelben Regierung. Mag man von den Ergebnissen halten was man will, aber so viel Antrieb für Erneuerbare haben 16 Jahre CDU nicht mobilisert. Im Gegenteil (Siehe Einriss der PV- und Batteriefabrikation).

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