Heartstopper Volume 1

30. Oktober 2021
2 Minuten Lesezeit

Immer mehr grafische Literatur findet den Weg übers Internet zu Verlegern. So auch „Heartstopper“ von Alice Oseman, welcher als Web-Comic startete und aufgrund seiner mehr als 70.000 Follower von einem englischen Verlag letztlich unter Vertrag genommen wurde.

Nun hat sich das Label Loewe Graphix des Loewe Verlags dieser Coming-of-Age Story angenommen und sie in Deutschland veröffentlicht.

Der Untertitel „Boy trifft Boy“ und die Covergestaltung machen klar, dass sich dieses Werk mit Homosexualität im Teenageralter befasst.

Die Handlung

Die Geschichte spielt im englischen Truham, genauer gesagt auf dem Jungengymnasium, das der 14-jährige Charlie Spring besucht. Dieser hatte sein Coming-out bereits, welches sich wie ein Lauffeuer verbreitete und ihm Mobbing und Ausgrenzung bescherte. Mittlerweile haben sich die Wogen doch geglättet und er führt ein selbstbewusstes Leben.

In den Pausen trifft er sich jedoch heimlich mit Ben zum Knutschen, der sich seiner Sexualität und seinen Handlungen nicht bewusst ist. Dieser hat nämlich noch eine Freundin, der er seine Liebe schwört.

Doch glücklicherweise lernt Charlie jemanden kennen. Er wird Sitznachbar von Nick Nelson, der Rugby spielt und in seinen Augen unglaublich heiß ist. Es beginnt sich eine Freundschaft zu entwickeln. Nick weiß um die Sexualität Charlies und ist sich seiner bisher heterosexuellen Identität sicher. Wäre da nicht diese Aufgeregtheit, dieses steigende Verlangen nach Nähe, die Freude, Zeit mit seinem nun besten Freund Charlie zu verbringen.

Charlie wird von Nick ins Rugbyteam geholt, wodurch die zwei sich auch körperlich Stück für Stück näher kommen. Sie besuchen sich gegenseitig zu Hause und teilen sich ihre Sorgen mit. So erfährt Nick, nachdem Charlie mit seinem Verflossenen Ben eine Konfrontation hatte, die Nick unterbrochen hat und unterbinden konnte, wie deren Werdegang war. Nick beginnt mehr und mehr an sich und seinen einst gesetzten Vorstellungen zu seiner Sexualität zu zweifeln.

Alice Oseman erzählt in dieser Geschichte herzlich und sensibel, welche Konflikte für einen Jugendlichen mit einer so offen kommunizierten Sexualität einhergehen und wie das sich Verlieben alles verändern kann.
Dieser erste Band führt den Protagonisten Charlie ausführlich ein, stellt einige Figuren vor, die möglicherweise noch relevant werden könnten, und zeigt mitreißend, welche Freuden und Sorgen Gefühle wie Verliebtheit mit sich bringen.

Der Stil

Alice Osemans Stil ist einer, den man als stark vom japanischen Manga beeinflusst beschreiben könnte. Dafür spricht auch, dass diese Geschichte in Schwarz-Weiß erzählt wird. Die Gesichter haben zwar kein spitzes Kinn oder physikalisch unmögliche Frisuren, aber ihre Mimik zeugt vom starken Einfluss der japanischen Zeichenkunst. Daher werden viele der Gefühle der Figuren über ihre Bildsprache und die starken Expressionen erzählt. Ebenso wird ein Großteil des Humors darüber transportiert.

Ihre Bilder sind offen, hell und häufig sind Hintergründe nur einfarbige Flächen. Szenerien stellt sie einmal vor und nutzt dann hauptsächlich schlicht gestaltete Dialoge, um die Geschichte zu erzählen.

Das wohl Auffälligste an diesem Werk ist die Nutzung der Seite als Möglichkeit, gestalterisch zu wirken. Ihre Panelstruktur ist abwechslungsreich und wird häufig von die Seite verbindende und ornamentierende Details eingerahmt. Anfänglich, passend zur Jahreszeit der Handlung, fliegen beispielsweise Blätter über die Seite und umspielen die Bilder. Im Verlauf der Story nutzt sie, teils ganzseitig, Nachrichtenverläufe des Chats von Nick und Charlie, um ihre Geschichte zu erzählen. Auch sind die Panels nicht fest in ihrer Form und Größe, was sie zielsicher und szenisch klug einsetzt. Ein Beispiel: Das Anschwellen von Musik beim Betreten eines Raumes zeigt sie mit sich vergrößernden Panels sowie größer werdenden Noten neben den Panels über die ganze Seite.

Der Stil ist erfrischend und absolut passend für die Figuren und das Setting einer Teenager-Geschichte.

Fazit
„Heartstopper“ ist ein rührseliger und vielversprechender Anfang einer interessanten Coming-of-Age Geschichte, die Alice Oseman zu Blatt gebracht hat. Der große Konflikt wurde erst eingeführt, die Figuren in ihren Ängsten und Sorgen sauber exponiert und so hat man schon ein Gefühl für die Figuren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geschichte um Charlie und Nick entwickeln wird.
Pro
Ein vielversprechender Anfang einer interessanten Coming-of-Age Geschichte; herzlich und sensibel erzählt.
Kontra
Erzählt sich ein wenig langsam; bislang "nur" Exposition.
8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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