Miles Morales hat in dieser Reihe schon einiges Kurioses und Extremes durchmachen müssen. Doch was nun in „Miles Morales: Spider-Man 7 – Geballte Power“ folgt, übersteigt so manche Erwartungen.
Wie seit fünf Jahren schreibt Saladin Ahmed dem Teenager aus der Bronx die Leidenswege und Herausforderungen auf den Leib. Dieses Mal steht ein großes Team aus Zeichnern hinter dem Paperback. Michele Bandini zeichnet in den Heften 33-35, begleitet von Gustavo Duarte in Heft 33 und Luigi Zagaria in den Heften 34 und 35. Die Ausgabe 36 wird von Christopher Allen gezeichnet, während das Annual der Figur von Luca Maresca visualisiert wird. Man erkennt schnell am Namen, dass die Künstler der neuen hochgeschätzten italienischen Comic-Künstler-Schmiede entspringen. Fahrig oder besonders wirr ist es wegen der Menge an Künstlern und Stilen allerdings nicht.
Ich verklage dich!
Derzeit startete eine Wiederaufnahme der Reihe „Ben Reilly: Spider-Man“, die dazu führt, dass sein Arbeitgeber, die Beyond Corporation, nun Miles Morales wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt. Ein größerer Stereotyp zur amerikanischen Gesellschaft kann auch einfach nicht gefunden werden. Trotz dieser über ihm schwebenden juristischen Bedrohung versucht Miles, einen kühlen Kopf zu bewahren und schwingt für Recht und Ordnung durch die Stadt. Zusammen mit seinem an Hulk erinnernden Klon Shift sorgt er dafür. Shift kann doch leider nur ein Wort, nämlich „Glurp“. Dies macht die Kommunikation nicht weniger unterhaltsam, wenn auch einseitig geführt. Als sie seltsam futuristische Technologie bei einem Einsatz entdecken, beginnt die Reise in unbekannte Gefilde.
Der Superschurke Assessor, der im zweiten Band für die Folterung und Entnahme von DNA verantwortlich war, scheint wohl mit Beyond Corp zu kooperieren. So verklagen sie Miles nicht nur, sie planen auch weitere in die Welt eingreifende Aktionen. Miles und Shift begeben sich in das kürzlich lokalisierte Hauptquartier und überwinden dort eine große Reihe von tödlichen Fallen. Erst das Superwesen Quantum, dessen Fähigkeit darin liegt, Portale zu öffnen, weist sie nahezu in die Schranken. Allerdings wird klar, dass Quantum nicht freiwillig gegen die Spider-Wesen kämpft. Sie ergründen den Ursprung der Technologie und der Kontrolle über Quantum.
Ab jetzt wird es wild. Nicht nur führt dieser Comic eine neue Figur mit dem Namen „Amulet“ ein (dieser sammelt verfluchte Artefakte mit an sie gebundene Dämonen), auch wird eine mögliche Wiederbelebung des von Miles geliebten Onkels Aaron in Betracht gezogen. All das wird natürlich ganz getreu der aktuellen MCU Leitlinie des multiversities Kuddelmuddel einfach durch Portale in andere Dimensionen gelöst. Wir begegnen vielen Figuren in alternativen Realitäten. Dies kann Spaß machen, wenn man sich darauf einlässt. Witzig und unterhaltsam geschrieben ist es in jedem Fall.
Frisch und dynamisch
Abgesehen vom letzten durch Luca Maresca illustrierten Annual Heft zeigt sich Miles Morales in seinem neuen Look. Ein halb übers Gesicht gezogener Rollkragenpullover, lässt sich am ehesten als Vergleich herbeiziehen. Im Annual, in dieser Episode wird ein neuer Held und eine weitere Mythologie eingeführt, kann man schöne Designs bestaunen und eine vielschichtige Kolorierung. Es ist frisch und geprägt von starken Expressionen der agierenden Figuren.
Eine stilistische Ausnahme, außerdem eine absolut kontextlose Geschichte, bildet ein zweiseitiger Comicstrip im Look eines Cartoons. Es soll der Figur Shift etwas mehr Charakter geben. Dieser Strip funktioniert gar nicht in Verbindung zum Rest des Geschehens. Der Stil bricht die Spannung des Geschehens, in welches es einfach reingeworfen wird. Vorher, wie auch danach, steigert sich ein visuell schön umgesetzter Kampf zu einem Höhepunkt. Dieser verliert durch diesen Strip leider an Stärke. Man wird einfach herausgerissen aus dem Bedürfnis, schnell weiterzulesen, um mit Spannung den Ausgang zu erfahren.
Die Arbeiten der Zeichner Michele Bandini, Gustavo Duarte, Luigi Zagaria und Christopher Allen bewegen sich zwischen konventioneller Erzählstruktur, schönen Splashpages, einer ausgewogenen Mischung von Details, Schraffuren und Schattierung und Auslassung mittels Licht und Schattenspiel. Ihnen gelingt es, einen mit Abstrichen kontinuierlich wirkenden Stil zu zeigen.
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