Tee des Monats – Georgien Red Emperor

27. August 2024
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Tee des Monats - Georgien Red Emperor

Dieser Tee des Monats aus Georgien mit dem verheißungsvollen Namen „Red Emperor“ ist gehaltvoll, entzückend und schwer zu beschreiben. Der „Red Emperor“ oder auch der „Rote Kaiser“ ist ein Oolong-Tee und entstammt einer kleinen privat geführten Teemanufaktur im Westen Georgiens. Die über 80 Jahre alte Besitzerin und Geschäftsführerin stellte diesen Tee für die Kunden der Teekammer her. Selten kann man eine solche Rarität, in ihrem Ursprung und Geschmack, wohl so unbeschwert weiterempfehlen wie diesen Tee.

Georgien und der Tee

Als zu passierendes Land auf der einst bestehenden Seidenstraße, war Georgien eine Region des Transits und des regen Handelns. Zum Ende des 19. Jahrhunderts stieg der Bedarf nach Tee in der Welt der Industrienationen von Jahr zu Jahr. Dies führte, nebst der Boxer-Aufstände und schlussendlich mehrfachen Opium-Kriege in China, auch zur Kolonisierung Indiens, um dort eine eigene, günstige Teewirtschaft für den Markt des Commonwealth zu etablieren.

So verwundert es nicht, dass auch der russische Zar eine eigene Teeproduktion initiierte. Dies war der Anfang der georgischen Teemanufakturen. Zur Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert war der Tee Georgiens einer der weltweit angesehensten und hochwertigsten Produkte überhaupt. Im Laufe des Jahrhunderts und den von Kriegen und Systemen zerrütteten Zeiten wuchs Georgien, das trotz einer ähnlichen Größe des Bundeslands Bayern, zu einem der führenden Teeproduzenten der Welt. Mehrere zehntausend Hektar Land und nahezu eine eine Viertelmillion Menschen arbeiteten in diesem Sektor. Natürlich waren sie zu dieser Zeit hauptsächlich Produzenten für die einstige UdSSR.

Tee des Monats - Georgien Red Emperor Shiboridashi

Woher kommt der Tee?

Sorgfalt und Komplexität

Es mag nicht verwundern, dass dieser Oolong unvergleichbar mit Chinesischen oder auch Taiwanesischen Tees ist. Die Bodenbeschaffenheit, das Klima und die Verarbeitung unterliegen gravierenden Unterschieden. So gelingt es der 80-jährigen Teemeisterin Nargiza dennoch ein Produkt reicher Komplexität und Vielfalt zu erzeugen, welches seinesgleichen sucht.

Den Tee mit gekochtem ungefähr 95° Celsius warmen Wasser aufzugießen, erfüllt prompt ein starker Geruch den umliegenden Raum. Die vielen kurzen Aufgüsse können bis zu 8 Mal oder mehr wiederholt werden. Es liegt eine Melange aus Aromen in der Luft, die sich nur schwer greifen lassen. Man mag vielleicht an manche Zitrusfrüchte wie Grapefruit denken, fühlt sich verheißt die Aromen mit Stachelbeeren zu vergleichen, erinnert sich möglicherweise an den vollmundig, ätherisch und süßlichen Duft von Schwarzwälder Kirschtorte und kann doch nicht ganz beschreiben, was es denn nun ist.

Der Tee wird farblich seinem Namen gerecht. Die Orange-Rote Tasse ist auch nach dem 6.-8. Aufguss noch lebendig. Das Mundgefühl ist dominiert von der Würze des Tees, die durch die Adstringenz (das trockene Gefühl auf der Zunge) verstärkt wird. Trotz dieser Tendenz mit seinen starken Nuancen, aus Frucht und Würze, geschmacklich zu überfordern, bringt der „Red Emperor“ auch eine Süße und Blumigkeit mit sich, die an Earl Grey und Bergamotte erinnern kann.

Man nur noch selten so einen im Ursprung und Geschmack einzigartigen Tee erleben.

Wohl bekomm’s

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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