Vom Buffet der guten Laune nehm ich die sauren Gurken

26. Mai 2022
1 Minute Lesezeit

Depression ist ein bedrückendes Thema. Ja, dieser eher flache Wortwitz ist beabsichtigt, denn eines wird nach der Lektüre dieses beim Lappan Verlag erschienenen Werks „Vom Buffet der guten Laune nehm ich die sauren Gurken“ klar: Man sollte Witze machen über Depressionen, gerade weil diese Erkrankung so niederträchtig und erschlagend ist.

Im Vorwort dieses mit kleinen Cartoons und One-Strip Comics angereicherten Buches erklären die Macher und Initiatoren des Projekts, wie lang der Weg zum fertigen Werk war.

Eine Besonderheit dieses Buchs ist die gänzlich auf Ehrenamtlichkeit basierenden Beiträge der Künstler:innen, die vielfältiger nicht sein könnten. Von u.a. Thorsten Sträter, über @kriegundfreitag, Max Giermann bis Bärbel Stolz findet sich eine große Bandbreite zeitgenössischer Kreativer, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Umgang depressiver Angehöriger oder ihrer eigenen Erkrankung schildern.

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Die vereinte Kraft von 30 Künstlern, viel Selbstreflexion und Anekdoten des Alltäglichen von Personen, die von Depressionen betroffen sind, macht dieses kleine Büchlein zu einem echten Schatz. So unterschiedlich die Menschen sind, die daran arbeiteten und ihre Perspektiven teilten, so facettenreich ist auch der Humor in diesem Werk. Kleine Cartoons und Karikaturen reihen sich in Fließtexte ein und bringen einem zum Schmunzeln. Ebenso vielfältig wie die Stile der Zeichnungen ist der Humor. Aber warum gerade Humor bei so einem Thema?

Dieser Frage wird von vielen der kollaborierenden Künstler behandelt. Viele teilen das gleiche Schicksal und haben sich ihrem eigenen und sehr langen Weg zur Besserung (in manchen Fällen eben keinen Suizid zu begehen) gewidmet. Natürlich ist es mit dem Humor wie mit den Lebenswegen; sie sind grundunterschiedlich und doch finden sich Aspekte, die einen überraschen. Es ist eine Freude, die nächsten Autor:innen, die nächsten Künstler:inen oder auch beides zu entdecken und sich von den Schreib- und Zeichenstilen immer wieder überraschen zu lassen. Gerade dann, wenn es unerwartet ist, schlägt ein Witz umso härter zu und zwingt die Lachmuskeln zum Beben.

Die Melancholie

Möglicherweise ist es auch nur komisch, wenn man sich in die Position des Schreibenden versetzen kann. Sicherlich ist auch für nicht betroffene Personen ein Erkenntnisgewinn dabei zu erwarten, denn es hilft schließlich immens, eine Lebenslage durch mehrere Paar Augen zu betrachten und ein möglichst komplexes Bild zu erlangen.

Es muss jedoch auch gesagt werden, dass es nicht immer sehr einfach ist, die teilweise schmerzlichen Lebenserfahrungen geschildert zu lesen. Vielen der Künstler:innen in diesem Werk sitzt diese fiese Krankheit wechselhaft präsent auf den Schultern. Denn eines muss man sich bewusst machen: Depression geht nicht mehr weg. Man kann nur erlernen, wie man damit umgeht, wie viel Raum man diesen Gefühlen und Gedanken gibt. Es hilft daher sicherlich mit ein wenig frönendem Eskapismus dieses kleine unterhaltsame Büchlein zurate zu nehmen.

Fazit
„Vom Buffet der guten Laune nehm ich die sauren Gurken“ ist ein erheiterndes Projekt vieler inspirierender und Hoffnung schürender Künstler:innen. Man kann sowohl als betroffene Person wie auch als jemand ohne diagnostizierte Erkrankung viele unterhaltsame Zeilen und Bilder genießen. Die vielen unterschiedlichen Erfahrungsberichte, die in ihrer Länge und Tiefe variieren, geben ein umfangreiches Bild der Volkskrankheit Depression. Mittels der Kooperation mit den Organisationen „Deutsche Depressionshilfe e.V.“, „Deutsche DepressionsLiga e.V.“ und „Freunde fürs Leben e.V.“ wird außerdem bei jedem Kauf für einen mehr als guten Zweck gespendet. Es als ein solidarisches Werk, das mit Humor die graue Welt ein wenig bunter macht.
Pro
Vielfältiger Humor und Einblicke zum Thema Depression von 30 Künstlern, die eine einzigartige und nachvollziehbare Perspektive bieten.
Kontra
Unterschiedliche Töne und potenzielle emotionale Auslöser können die Leserresonanz beeinflussen.
9.4

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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