WYND 1: Seltsames Blut

19. Juli 2024
1 Minute Lesezeit

Wie würde eine Welt aussehen, in der magische Wesen zwar existieren, aber diskriminiert sind? In „WYND 1: Seltsames Blut“ spielt der Eisner-Award prämierte James Tynion IV dieses Szenario durch. Die frische, fast kindgerechte Illustration, steuerte Michael Dialynas bei. Dieses künstlerische Gespann veröffentlichte bereits „The Woods“, welches ebenfalls Preise erhielt. Doch wodurch zeichnet sich „Wynd“ nun aus? Ist es der Weltenbau oder doch die Coming-of-Age Geschichte, die mit politischen Themen hantiert? Das bei Carlsen erschienen Softcover lässt einen ersten Blick auf die Geschichte zu.

Durch den „Wynd“

WYND 1 Lesprobe
Copyright: Carlsen

Diese in 10 Bänden abgeschlossene Geschichte spielt in einer Welt, in der magische Wesen existieren. In Pipetown, der Heimatstadt des Jungen Wynd, hingegen ist alles Magische verboten und wird sogar mit dem Tod bestraft. Vor vielen Jahren schickte der herrschende König Soldaten aus um diese ethnische Säuberung mit alles Brutalität durchsetzen zu lassen. Wer konnte, floh in die anderen Winkel der Welt. Pipetown ist zwar eine ethnisch homogene Stadt, doch finden sich darin an anderer Stelle viel Diversität und Heterogenität. Sexualität und Rollenbilder spielen keine große Rolle und sind so selbstverständlich und unkommentiert, wie man es in der Realität sich wünschen könnte.

Doch Wynd weiß, dass er anders ist. Seine spitzen Ohren verraten, dass er ein magisches Wesen sein muss. Die zu Beginn gestellte Andeutung auf ein großes magisches Wesen, das ihn in seinen Träumen immer wieder aufsucht, deutet bereits auf eine größere Rolle im Gesamten. Die Albträume suchen ihn seit Monaten heim und er sorgt sich deswegen sehr. Seine Schwester unterstützt ihn tätig und fördert seine Selbstwirksamkeit. Sie wird es auch sein, die mit ihm gemeinsam fliehen soll. Denn eines Tages tritt einer der gefürchtetsten Inquisitoren auf, die die Stadt je gesehen hat. Es ist an der Zeit für Wynd eine Entscheidung zu treffen.

Visuell beachtenswert

Copyright: Carlsen

Die Arbeit von Michael Dialynas bestärkt die Geschichte auf ihre Weise sehr subtil. Er nutzt ein breites Spektrum an Farbstimmungen, um die jeweilige Szene ideal zu unterstützen. Die Formsprache der Figuren und Szenerie sorgt zumeist für eine wohlige Stimmung der kindlichen Ausgelassenheit. Jene Welt wirkt leicht, problemlos und idyllisch. Die Farbpalette und die klar voneinander getrennten Farbebenen bei der Schattierung verstärken diesen sehr definierten Eindruck.

Das Design der Figuren und Kleidung vermittelt eine Fusion einer typischen Fantasy-Welten, die angereichert von Technologie einer Steam-Punk-Atmosphäre im Herzen nahe scheint. Außerdem zeichnet sich dieses Werk durch die überaus aussagekräftige Mimik der Figuren aus. Häufig braucht es kaum Text, um dem Erzählten zu folgen. Umso besser wird dieses grafische Werk, wenn man dann die wunderbar geschriebenen Dialoge von Tynion hinzufügt. Beeindruckend ist die Umsetzung, also der kritische Umgang mit Themen wie Rassismus und Identität, in Bild und Schrift.

Große Empfehlung für Teenager
„Wynd 1: Seltsames Blut“ startet eine vielversprechende und zeitkritische Reihe im kindlichen Gewand. Die Komplexität der darin verhandelten Themen, wie Rassismus und Diskriminierung, sowohl Identität und Emanzipation werden einfühlsam ausgearbeitet. Dank der Dialoge von James Tynion IV und der stilgerechten visuellen Ausarbeitung durch Michael Dialynas erscheint dieser Comic als kindlich, naiv und ist doch kritischer, als so mancher Comic für Erwachsene. Es ist eben diese Mischung aus Fantasy und Gesellschaftskritik, die dieses Werk zu einer Empfehlung für junge Erwachsene macht. Ein Coming-of-Age Comic mit Aktualitätsbezug, fernab von Grenzen der Fantasie und Gesellschaftsnormen. So sollte es sein.
Pro
kaum explizite Gewalt
unprätentiöse Gesellschaftskritik
interessanter Stil
Kontra
Noch "nur" Exposition
8

Lars Hünerfürst

Minimalistisch und musikalischer Comic Enthusiast - lief zu Fuß von Berlin nach Paris.

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